Berlin. „Toni Erdmann“ von Maren Ade hat den Deutschen Filmpreis als bester Spielfilm gewonnen. Es hagelte „Lolas“ für das Vater-Tochter-Drama.

Die Regisseurin Maren Ade ist mit der Tragikomödie „Toni Erdmann“ der große Gewinner beim Deutschen Filmpreis. Der Film bekam am Freitagabend in Berlin sechs Lolas, neben dem Hauptpreis auch die Lolas für Regie, Drehbuch und Schnitt. Sandra Hüller und Peter Simonischek wurden zudem für ihre Rollen in dem Vater-Tochter-Film zu den besten Hauptdarstellern gekürt.

Simonischek wurde bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises am Freitagabend in Berlin per Video zugeschaltet und freute sich: „Ich fasse es nicht!“. Simonischek spielt in dem Film einen Alt-68er, der seine Managertochter (Sandra Hüller) aus ihrem strengen Alltag rausholen will. Hüller setzte sich gegen Julia Jentsch und Lilith Stangenberg durch.

Katja Riemann singt bei der Verleihung des 67. Deutschen Filmpreises
Katja Riemann singt bei der Verleihung des 67. Deutschen Filmpreises "Lola". © dpa | Jörg Carstensen

Favorit „Die Blumen von gestern“ ohne Preis

Die Silber-Lola erhielt das Abtreibungsdrama „24 Wochen“ von Anne Zohra Berrached, Bronze „Wild“ von Nicolette Krebitz. Der Favorit des Abends, „Die Blumen von gestern“ von Chris Kraus, ging leer aus.

Bester Kinderfilm wurde „Auf Augenhöhe“, beste Dokumentation „Cahier Africain“. Weitere Preise gab es für Fritzi Haberlandt („Nebel im August“) und Georg Friedrich („Wild“) in der Kategorie Beste Nebenrolle.

Lola ist wichtigste Auszeichnung für deutsches Kino

Bei der Verleihung rief die Präsidentin der Deutschen Filmakademie, Iris Berben, die Kinoschaffenden auf, politisch Haltung zu zeigen. „Wir haben etwas zu verteidigen“, sagte Berben. Es gehe um Demokratie, ein gemeinsames Europa und „unsere Freiheit“.

Deutsche Oscar-Hoffnung „Toni Erdmann“

Beim Filmfestival in Cannes wurde Maren Ades „Toni Erdmann“ umjubelt. Holt die Tragikomödie jetzt einen Oscar nach Deutschland? Es wäre der erste seit zehn Jahren.
Beim Filmfestival in Cannes wurde Maren Ades „Toni Erdmann“ umjubelt. Holt die Tragikomödie jetzt einen Oscar nach Deutschland? Es wäre der erste seit zehn Jahren. © Komplizen Film | Komplizen Film
Im Mittelpunkt stehen Winfried (Peter Simonischeck) und seine Tochter Ines. Er ist ein lebenslustiger Musiklehrer, mit ausgeprägtem Hang zum Scherzen, der sein Spaß-Gebiss immer in der Brusttasche parat hat. Viel nüchterner sieht dagegen die Welt von Ines (Sandra Hüller) aus.
Im Mittelpunkt stehen Winfried (Peter Simonischeck) und seine Tochter Ines. Er ist ein lebenslustiger Musiklehrer, mit ausgeprägtem Hang zum Scherzen, der sein Spaß-Gebiss immer in der Brusttasche parat hat. Viel nüchterner sieht dagegen die Welt von Ines (Sandra Hüller) aus. © Komplizen Film | Komplizen Film
Sie ist erfolgreiche Unternehmensberaterin für einen großen Konzern und trimmt andere Firmen auf Effizienz.
Sie ist erfolgreiche Unternehmensberaterin für einen großen Konzern und trimmt andere Firmen auf Effizienz. © Komplizen Film | Komplizen Film
In der von Männern dominierten Welt will sie sich bei einem Projekt in Rumänien beweisen und weiter Karriere machen. Doch dann taucht Winfried auf.
In der von Männern dominierten Welt will sie sich bei einem Projekt in Rumänien beweisen und weiter Karriere machen. Doch dann taucht Winfried auf. © Komplizen Film | Komplizen Film
Sein Hund ist gestorben, und er sucht die Nähe zu seiner ihm fremd gewordenen Tochter.
Sein Hund ist gestorben, und er sucht die Nähe zu seiner ihm fremd gewordenen Tochter. © Komplizen Film | Komplizen Film
Der passt das allerdings gar nicht. Es kommt zum Eklat, und Winfried reist scheinbar ab.
Der passt das allerdings gar nicht. Es kommt zum Eklat, und Winfried reist scheinbar ab. © Komplizen Film | Komplizen Film
Dann erscheint er wieder, verkleidet als Toni Erdmann: schiefe Zähne, zauselige Perücke, Jutebeutel über der Schulter und ein lautes Lachen.
Dann erscheint er wieder, verkleidet als Toni Erdmann: schiefe Zähne, zauselige Perücke, Jutebeutel über der Schulter und ein lautes Lachen. © Komplizen Film | Komplizen Film
Dieser Toni Erdmann schert sich nicht um die Konventionen der Wirtschaftswelt und hat zu Ines’ Überraschung genau damit Erfolg.
Dieser Toni Erdmann schert sich nicht um die Konventionen der Wirtschaftswelt und hat zu Ines’ Überraschung genau damit Erfolg. © Komplizen Film | Komplizen Film
Vor allem jedoch gelingt dieser überdrehten Kunstfigur, was Winfried als Vater so wohl nicht geschafft hätte.
Vor allem jedoch gelingt dieser überdrehten Kunstfigur, was Winfried als Vater so wohl nicht geschafft hätte. © Komplizen Film | Komplizen Film
Er hält Ines gewissermaßen einen Spiegel vor.
Er hält Ines gewissermaßen einen Spiegel vor. © Komplizen Film | Komplizen Film
So öffnet Winfried seiner Tochter die Augen über die Absurditäten und die Leere ihres Lebens.
So öffnet Winfried seiner Tochter die Augen über die Absurditäten und die Leere ihres Lebens. © Komplizen Film | Komplizen Film
Regisseurin Maren Ade gelingt es, die Zuschauer über mehr als zweieinhalb Stunden immer wieder zu überraschen.
Regisseurin Maren Ade gelingt es, die Zuschauer über mehr als zweieinhalb Stunden immer wieder zu überraschen. © Komplizen Film | Komplizen Film
Ade beweist einmal mehr ihr Gespür für das richtige Tempo und die ausgewogene Balance zwischen Dramatik und Humor.
Ade beweist einmal mehr ihr Gespür für das richtige Tempo und die ausgewogene Balance zwischen Dramatik und Humor. © Komplizen Film | Komplizen Film
Wohin die Geschichte geht, welche Wendungen sie nimmt – ...
Wohin die Geschichte geht, welche Wendungen sie nimmt – ... © Komplizen Film | Komplizen Film
...das bleibt bis zum Schluss offen.
...das bleibt bis zum Schluss offen. © Komplizen Film | Komplizen Film
Bei den Oscars ist „Toni Erdmann“ als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert. (dpa)
Bei den Oscars ist „Toni Erdmann“ als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert. (dpa) © Komplizen Film | Komplizen Film
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Die Deutsche Filmakademie kürt die Gewinner der Lolas, die als wichtigste Auszeichnung für das deutsche Kino gelten. Durch die Gala führte die Schauspielerin Jasmin Tabatabai. Die Verleihung sollte später am Abend im ZDF ausgestrahlt werden.

Simon Verhoevens Film „Willkommen bei den Hartmanns“ sahen 3,6 Millionen Zuschauer im Kino. Deshalb erhielt der Regisseur die undotierte Lola für den besucherstärksten Film.
Simon Verhoevens Film „Willkommen bei den Hartmanns“ sahen 3,6 Millionen Zuschauer im Kino. Deshalb erhielt der Regisseur die undotierte Lola für den besucherstärksten Film. © dpa | Jörg Carstensen

Simon Verhoeven bekam die undotierte Lola für den besucherstärksten deutschen Film. „Willkommen bei den Hartmanns“ sahen mehr als 3,6 Millionen Zuschauer im Kino. (dpa)