München. Ein kleines Eisbärenbaby ist der neue Star im Münchner Tierpark. Am Freitag wagte es sich das erste Mal mit seiner Mama ins Freie.

Eisbärenmama Giovanna steckt zuerst den Kopf aus der Luke. Und dann schnüffelt sie erst einmal, als wolle sie prüfen, ob auch alles sicher ist. Kurz darauf erscheint ein weißes, flauschiges Köpfchen bei ihren Tatzen. Es gehört dem neuen Star im Münchner Tierpark Hellabrunn, dem 14 Wochen alten Eisbärenbaby.

Am Freitag wagt sich die noch namenlose kleine Eisbärin erstmals ins Freigehege. Vorsichtig und noch ein wenig tapsig folgt sie ihrer Mama auf der ersten Erkundungstour durch die neue Umgebung. Und es gibt viel zu entdecken: Das Jungtier schnüffelt an Grashalmen, stolpert über Felsen, beißt herzhaft in eine Breze am Boden.

„Giovanna hat sich schon in den letzten drei Monaten als routinierte und geduldige Mutter gezeigt. Es macht viel Freude, nun zu beobachten, wie sie ihrem Jungtier die Welt außerhalb des Mutter-Kind-Hauses zeigt“, sagt Tierpark-Direktor Rasem Baban.

Für den Zoo ist die kleine Eisbärin ein großer Erfolg. Denn Eisbärennachwuchs zu züchten, sei keine leichte Angelegenheit, erklärt Tierpfleger Frank Staatsmann. „Die Chemie zwischen Männchen und Weibchen muss stimmen“, sagt er. Glücklicherweise sei das bei Giovanna und Yoghi, dem Vater des Münchner Eisbärenbabys, von Anfang an der Fall gewesen.

Ab sofort wollen die Tierpfleger jeden Tag das Tor zum Freigehege öffnen, damit Besucher einen Blick auf den Nachwuchs erhaschen können. Denn spätestens seit dem Berliner Eisbären Knut ist bekannt: Die Menschen lieben kleine Eisbären. Knut entfachte seinerzeit ein regelrechtes Eisbärenfieber, er schaffte es gar auf die Titelseite der internationalen Ausgabe des Magazins „Vanity Fair“.

Worin die Faszination liegt? Florian Sicks, Eisbären-Kurator im Tierpark Berlin, wagt einen Erklärungsversuch. „Die Jungtiere sind unglaublich klein im Vergleich zu den gewaltigen Tieren, die sie einmal werden, kaum größer als Meerschweinchen“, sagt er. Das Phänomen Knut werde sich seiner Einschätzung nach aber nicht so bald wiederholen. „Ein wichtiger Faktor ist, dass Knut eine Handaufzucht war“, sagt Sicks. „Die Bilder von dem unbeholfenen Fellknäuel, das vom Pfleger aufgezogen wird, berührten die Menschen.“

In Berlin kam Anfang November 2016 der kleine Eisbär Fritz zur Welt. Er wird sich voraussichtlich im Frühjahr zum ersten Mal ins Freie wagen. „Auch Fritz bekommt viel Aufmerksamkeit, aber das ist mit dem internationalen Interesse bei Knut nicht zu vergleichen“, sagt Sicks.

Im Münchner Tierpark rechnet man zwar damit, dass die kleine Eisbärin die Besucherzahlen in die Höhe schnellen lässt. Doch Tierpark-Direktor Baban sieht eine andere Priorität: Das Eisbärenbaby soll das Interesse der Menschen für Natur- und Artenschutz wecken. „Es liegt mir am Herzen, dass die Hellabrunner Eisbären Botschafter für ihre bedrohten Verwandten in der Natur sind“, sagt Baban. Am 27. Februar wird im Tierpark Hellabrunn der Internationale Eisbären-Tag gefeiert.

Aber wie soll das Münchner das Eisbärenbaby heißen? Sieben Namen stehen zur Auswahl, alle beginnen mit dem Buchstaben Q. Nun können Tierpark-Besucher und Eisbärenfans online abstimmen, am 23. März soll die Entscheidung fallen. dpa