Berlin. Wer einen Hund hält, muss dafür Steuern zahlen. Für Katzen gibt es das nicht – mancherorts allerdings sehr wohl ein Problem mit Katzen.

„Typ Hund“ oder „Typ Katze“? Die Haustier-Vorliebe sagt angeblich viel über den Charakter eines Menschen aus – und kann zu handfestem Streit führen. Stinken nasse Hunde, sind Katzen bösartige Egoisten? Ist es nicht unfair, dass nur Hundebesitzer Steuern zahlen, wenn auch Katzen öffentliche Sandkästen als Klo nutzen? Eine Katzensteuer muss her! Oder?

Fast 13 Millionen Katzen halten die Deutschen, im Vergleich zu „nur“ 7,9 Millionen Hunden. Kein Wunder, dass das Thema Katzensteuer Wellen schlägt. Aber der Reihe nach. Losgetreten hat die Debatte eine Äußerung des Bundessprechers der Grünen Jugend, Moritz Heuberger, der auf Anfrage der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ die Steuer nicht ablehnte, sondern sagte, man brauche dafür erst mal mehr Informationen. Der Politische Bundesgeschäftsführer Michael Kellner nannte in der Folge Meldungen „Quatsch“, man fordere eine Katzensteuer.

Problem für Katzen und Beutetiere

Richtig ist aber: Deutschland hat mancherorts ein Katzenproblem. „In einzelnen Regionen Deutschlands haben sich Kolonien aus herrenlosen, wildlebenden Katzen entwickelt, weil Tiere ausgesetzt wurden oder entlaufen sind“, sagt eine Sprecherin von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU). „Die Katzen erfahren ohne menschliche Obhut und Versorgung häufig Schmerzen, Leiden oder Schäden in teilweise erheblichem Ausmaß.“

Aber nicht nur die Katzen selbst, auch ihre Beutetiere brauchen Schutz. „Der Speiseplan sieht immer ähnlich aus“, sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband. Ein Viertel Vögel, 70 Prozent kleinere Säugetiere wie Mäuse, Ratten oder junge Hasen und fünf Prozent Reptilien und Insekten. Wenn man von zwei Millionen herrenlose Katzen in Deutschland ausgehe, dann fielen diesen pro Jahr 14 Millionen Vögel zum Opfer. Nicht nur kranke und schwache, sondern auch gesunde und vor allem junge Vögel.

Jäger für flächendeckende Pflicht zur Kastration

Eine Katzensteuer fordern die Jäger aber nicht. Das sei vielleicht eine Möglichkeit, aber Sache der Politik. Sie sprechen sich für eine flächendeckende Pflicht für Katzenhalter aus, ihre freilaufenden Haustiere registrieren und kastrieren zu lassen. Vorbild sei die Paderborn, wo man so eine Regelung früh eingeführt habe.

Das sehen Tierschützer ganz genau so. Etwa die Tierärztin Sophie Arnold von der Akademie für Tierschutz. Die Einführung einer Katzensteuer könne dazu führen, dass Tiere ausgesetzt werden, sagt sie. Außerdem seien Steuern für Tierhalter generell nur sinnvoll, wenn das Geld auch wieder für den Tierschutz ausgegeben würde – aber Steuereinnahmen sind nicht zweckgebunden, auch die Hundesteuer nicht.

Bundesregierung gegen Pflicht

Der Tierschutzbund begrüßt, dass inzwischen mehr als 430 Kommunen von ihrem Recht Gebrauch machen, das Kastrieren vorzuschreiben. Er spricht sich für eine deutschlandweite Regelung aus. Daraus wird aber vorerst nichts: Die Bundesregierung hält so etwas für „unverhältnismäßig“, da streunende Katzen nur in manchen Regionen ein Problem seien, wie es im Tierschutzbericht heißt.

Nicht mal die Städte und Gemeinden, denen die Katzensteuer-Einnahmen zugute kämen, wollen Katzenbesitzer zur Kasse bitten. Diese Steuer werde immer wieder diskutiert, teilt der Städte- und Gemeindebund mit. „Schließlich finden sich auch Katzenfäkalien auf öffentlichen Straßen und Wegen, für deren Beseitigungsaufwand eine Steuer – analog zur Hundesteuer – in der Sache gerechtfertigt wäre.“ Der Aufwand für die Verwaltung wäre aber wegen des geringen Ertrags nicht gerechtfertigt.

Will denn überhaupt irgendwer die Katzensteuer, für deren Einführung übrigens nicht der Bund, sondern die Bundesländer und Kommunen zuständig wären? Der Rheinische Landwirtschafts-Verband zum Beispiel ist dafür: Die Steuer würde „langfristig bewirken, dass Bürger sich bewusster für eine Katze entscheiden und sie nicht einfach wieder aussetzen“. (dpa)