York. In britischer Kathedrale droht eine stille Weihnacht.

Eine ganz besonders stille Weihnacht wird es wohl in diesem Jahr im nordenglischen York geben. Denn zwischen der Leitung der größten mittelalterlichen Kirche Englands und ihren 30 ehrenamtlichen Glöcknern gibt es Krach. Nachdem die freiwilligen Helfer gegen die Entlassung eines Kollegen protestiert hatten, wurden sie ebenfalls vor die Tür gesetzt. Damit die Glocken des Münsters nicht an Weihnachten schweigen – zum ersten Mal seit 1361! – wurde ein Glöcknerteam aus Leeds gebeten einzuspringen. Doch die lehnten aus Solidarität ab.

In vielen Kirchen in England wird die Kunst des Glockenläutens gepflegt, bei dem eine Gruppe von Freiwilligen, die an langen Seilen die oft tonnenschweren Glocken in Bewegung setzen. Doch seit Oktober sind die Glocken der Kathedrale in York verstummt. Der Ärger begann, als eine neue Dekanin ins Amt kam. Dr. Vivienne Faull suspendierte den Präsidenten der Glöckner-Gesellschaft. Als die anderen Glöckner um eine Erklärung baten, wurden sie von Faull ebenfalls gefeuert. Der Fall ging durch die nationale Presse. Nachdem die Kritik immer lauter wurde, konkretisierte Vivienne Faull die Gründe ihrer Personalentscheidungen. Man habe den Präsidenten entlassen müssen, weil es gegen ihn Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegeben habe. Doch dann wurde bekannt, dass es zwar einen einschlägigen Prozess gegen den Präsidenten gegeben habe, der allerdings in einem Freispruch endete. Das hat die Dekanin nicht einlenken lassen, und der Streit geht weiter. Der britische Zentralrat der Glockenspieler empfiehlt jetzt seinen Mitgliedern, sollten sie vom Yorker Münster um Aushilfe gebeten werden, vorher „ihr Gewissen zu befragen“.witt