Kiel. Eine Frau ist von einem Mann auf offener Straße angezündet worden. Passanten kamen ihr zur Hilfe, doch sie verstarb in der Klinik.

Grausige Szenen am Morgen vor einem Krankenhaus in Kronshagen bei Kiel: Auf einem Gehweg übergießt ein Mann eine Frau mit einer brennbaren Flüssigkeit. „Da war mir klar, da zündet jemand die Frau an“, sagt die Augenzeugin Angela Hauschild. Sie beobachtet das Geschehen aus nächster Nähe. Sie sei sofort in die Klinik gelaufen, habe Polizei und Rettungskräfte informiert.

Auch andere Passanten und Mitarbeiter der Klinik werden Zeugen. Sie sehen, wie die Frau über die Straße rennt. Brennende Kleidungstücke fallen herab. Sie alarmieren ebenfalls die Polizei, wie ein Polizeisprecher sagt. Und sie stoppen die Frau auf dem gegenüber liegenden Gehweg, wo sie versuchen, die Flammen mit Decken zu ersticken, wie Hausschild sagt.

Augenzeugen sind erschüttert

Zunächst ohne Erfolg. Erst ein weiterer Mann, der mit einem Feuerlöscher anrückt, kann die Frau löschen. „Das war eine gefühlte Ewigkeit, bis die Flammen aus waren“, sagt Hauschild. Die Frau wird nach Polizeiangaben mit lebensbedrohlichen Brandverletzungen zunächst in ein Kieler Krankenhaus gebracht, später in eine Spezialklinik verlegt, wo sie am Abend an den Folgen des Brandanschlags starb.

Experten sichern Spuren der grausigen Tat.
Experten sichern Spuren der grausigen Tat. © dpa | Carsten Rehder

Als die schwer verletzte Frau von den Einsatzkräften in den Rettungswagen geschoben wird, habe das Opfer gerufen: „Meine Kinder, meine Kinder, was wird mit meinen Kindern?“, schildert Hauschild. Die Augenzeugin ist aufgewühlt. Die Bilder, die Schreie. „Das werde ich mein Lebtag nicht vergessen“, sagt sie. Für sie und die anderen Zeugen steht ein Kriseninterventionsteam bereit.

Kieler Mordkommission ermittelt

Der Tatverdächtige läuft zunächst weg, wird von Einsatzkräften aber schnell in der Nähe des Tatortes festgenommen. Es ist laut Polizei der 41 Jahre alte von dem Opfer getrennt lebende Ehemann. Die beiden wohnten demnach seit vielen Jahren in Kiel. Hintergründe und Motive stehen noch nicht abschließend fest. „Eine Beziehungstat kann jedoch angenommen werden“, heißt es in der Polizeimitteilung. Die Kieler Mordkommission ermittelt.

Das Areal vor der Klinik wird weiträumig abgesperrt. Die Ermittler sichern die Spuren am Tatort. Sie sichten Beweisstücke wie ein Haarband und eine Mütze, die auf dem Gehweg vor der Klinik liegen. Auch die zum Teil stark verkohlten Decken, die auf dem gegenüberliegenden Gehweg liegen, werden fotografiert, untersucht und später in Plastiktüten verpackt mitgenommen.

Frau womöglich zweimal in Brand gesteckt

In dem grausigen Fall sind noch viele Fragen offen. Augenzeugen berichten davon, dass der mutmaßliche Täter sein Opfer gleich zweimal in Brand gesteckt haben soll – das zweite Mal kurz nachdem Retter die Flammen erstickt hatten. Dies kann die Polizei am Mittwoch aber nicht bestätigen. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist sie einmal angezündet worden“, sagt eine Polizeisprecherin. (dpa)