Celle/Hambühren. Eine 18-Jährige war am frühen Dienstagmorgen gefesselt auf einer Straße gefunden worden. Doch eine Entführung hat es nicht gegeben.

Ein mysteriöser Fall um eine in Celle angeblich entführte 18-Jährige ist nun aufgeklärt. Die Celle hat eingeräumt, eine Entführung erfunden zu haben. Am frühen Mittwochmorgen war sie gefesselt von einer Autofahrerin entdeckt worden.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam mitteilten, sei die junge Frau am Dienstagabend freiwillig in das Auto zu Bekannten eingestiegen. Mit diesen Bekannten habe die 18-Jährige die Nacht auf Mittwoch verbracht.

Unbekannte hatten Frau abgesetzt

Jetzt wird gegen die 18-Jährige wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. „Die junge Frau begründete die erfundene Entführung mit kriminellen Machenschaften, in die sie verwickelt sein will“, sagte Oberstaatsanwalt Lars Janßen.

Polizisten suchten nach dem Fund der Frau nach Spuren an einer Straße in Celle.
Polizisten suchten nach dem Fund der Frau nach Spuren an einer Straße in Celle. © dpa | Julian Stratenschulte

Mit den von der 18-Jährigen nicht benannten Männern habe sie ihr Verschwinden als Entführung aussehen lassen wollen. Sie sei am Mittwoch mit ihnen in den Wald bei Boye gefahren und dort gefesselt abgesetzt worden. Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten weitere Auskünfte zunächst nicht gegeben werden, hieß es.

18-Jährige wegen andere Delikte bekannt

Gegen die 18-Jährige werde bereits in einer Vielzahl von Fällen wegen Sachbeschädigung an Autos, Diebstahls von Nummernschildern und mehreren Brandstiftungen in Hambühren ermittelt, hatten Anklagebehörde und Polizei schon am Donnerstag bestätigt. Indizien für einen Fall von Selbstjustiz möglicher Betroffener gebe es nicht. Die Frau werde von Anwohnern in Hambühren für rund 150 Straftaten verantwortlich gemacht, hieß es aus politischen Kreisen in Hannover.

In zwölf Fällen von Dezember 2015 bis Mai 2016 sei bereits Anklage gegen die 18-Jährige erhoben worden, bestätigte die Staatsanwaltschaft am Freitag. Die Hauptverhandlung sei für den 8. Dezember angesetzt worden, hatte die „Cellesche Zeitung“ berichtet.

Vorfälle hatten bereits Landesregierung beschäftigt

Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Adasch hatte sich bereits im Sommer wegen der Serie von Sachbeschädigungen mit einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung in Hannover gewandt. Immer mehr Hambührener zweifelten am Rechtsstaat, warnte er im August. (dpa)