Darmstadt. Fast zwei Tage war unklar, was mit dem Landegerät „Schiaparelli“ der Esa beim Anflug auf den Mars passiert war. Nun gibt es Hinweise.

Das erste europäisch-russische Mars-Landegerät ist mit hoher Geschwindigkeit auf den Mars aufgeschlagen, wie das Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt am Freitag mitteilte. Mit über 300 km/h sei die Sonde „Schiaparelli“ zu Boden geflogen.

„Das ist traurig, aber wir müssen feststellen, dass die Sonde nicht erfolgreich gelandet ist“, sagte Jan Wörner, Chef der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Es sei sogar möglich, dass das Landegerät beim Aufprall explodierte, teilte das Kontrollzentrum in Darmstadt mit.

Kontakt riss 50 Sekunden vor Landung ab

Die Esa veröffentlichte am Freitag Satellitenaufnahmen des Aufprallortes. Darauf sind zum einen der Landefallschirm und in etwas Entfernung die Landestelle der Sonde zu sehen.

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Der Kontakt zu dem 600 Kilo schweren Modul war am Donnerstag etwa 50 Sekunden vor der Landung abgerissen. Später trafen über die Muttersonde umfangreiche Daten von der kritischen Abstiegsphase ein, die aber zunächst keine Klarheit schafften.

Orbiter umkreist nun den Mars

Mit dem Milliardenprojekt ExoMars suchen die Esa und ihr russischer Partner Roskosmos nach Spuren von Leben auf dem Wüstenplaneten. Wörner betonte, dass die Muttersonde „Trace Gas Orbiter“ (TGO) wie geplant um den Mars fliege. Sein vorläufiges Fazit: „Ein 100 prozentiger Erfolg ist es nicht, es ist nah dran“, sagte Wörner.

Weitere Erkenntnisse haben die Forscher mit Hilfe der Raumsonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ (MRO) der US-Raumfahrtbehörde Nasa gewonnen. Auf Bildern erkannten sie erstmals zwei neue Punkte: einen weißen, der wahrscheinlich vom Bremsfallschirm von „Schiaparelli“ stammt, und einen großen dunklen. Dieser sei etwa 15 Meter lang und 40 Meter breit und dürfte Oberflächenmaterial sein, das bei dem Aufprall in die Luft wirbelte.

„Schiaparelli“ war nur eine Testsonde

Wörner sagte, die Muttersonde TGO sei die eigentliche wissenschaftliche Sonde. Sie fliege planmäßig und solle nun erstens die Marsatmosphäre auf Methan untersuchen. Zweitens diene sie als Relay-Station für die Daten, wenn im nächsten Projekt ein Mars-Rover zum Roten Planet geschickt werde und in die Erde bohre. „Schiaparelli“ sei eine Vorläufer-Testsonde gewesen.

Vieles klappte bei „Schiaparelli“ wie geplant: Der Fallschirm öffnete sich, und bremste zusammen mit dem Hitzeschild und der dünnen Atmosphäre das Landegerät von 21 000 Stundenkilometern auf 300 Stundenkilometern ab. Auch die Triebwerke gingen an - schalteten sich aber viel zu früh ab.

Besser Fotos sollen folgen

Weitere Erkenntnisse erhoffen sich die Weltraumforscher von der weiteren Auswertung der Abstiegsdaten der Testsonde. 600 Megabite Daten wurden übermittelt. In der kommenden Woche sollen sie auch Bilder von der höchsten auflösenden Kamera an Bord von MRO bekommen. Die jetzigen Bilder haben nur eine Auflösung von sechs Metern pro Pixel. Sie hoffen, dann auch den Hitzeschild finden zu können, der in großer Höhe wie geplant abgeworfen wurde. (dpa)