Düsseldorf/Hamburg. Der juristische Streit um den Germanwings-Absturz im März 2015 geht weiter. Die Anwälte der Opfer verlangen nun weitere Ermittlungen.

In dem Verfahren zum Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen fordern Opferanwälte neue Ermittlungen. Die Anwälte hätten neue Beweisanträge an die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf gestellt, wie der „Spiegel“ berichtet.

Nach Einschätzung der Juristen der Hinterbliebenen trügen die behandelnden Ärzte des Copiloten sowie die Fluggesellschaft eine strafrechtliche Mitverantwortung für das Unglück. Sie forderten neue Ermittlungen wegen des Verdachts auf Nichtanzeige einer geplanten Straftat und fahrlässiger Tötung.

Alle 150 Insassen starben

Am 24. März 2015 war ein Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf über den französischen Alpen abgestürzt. Nach bisherigen Erkenntnissen brachte der 27-jährige Copilot Andreas Lubitz die Maschine absichtlich zum Absturz. Dabei kamen alle 150 Insassen ums Leben.

Es sei „vollständig unakzeptabel“, dass jemand als Pilot in das Cockpit eines von einem international tätigen Luftfahrtunternehmen betriebenen Luftfahrzeuges gelangen könne, der sich in einer psychisch derart desaströsen Lage wie Lubitz befunden habe, zitiert das Magazin aus einem Schreiben des Berliner Anwalts Roland Krause an die Staatsanwaltschaft.

Anwälte werfen Psychiater fahrlässige Tötung vor

Die Mediziner der Lufthansa hätten den Piloten weiter für flugtauglich erklärt, obwohl das Unternehmen eine Krankschreibung mit der Diagnose „anhaltende Sehstörung mit bislang unklarer Genese“ wenige Tage vor der Katastrophe erhalten hatte.

Die Anwälte werfen dem Bericht zufolge einem Psychiater, der Lubitz wegen seiner Depression behandelte, fahrlässige Tötung vor. Dieser habe unter anderem Lubitz in der Woche vor dem Absturz Psychopharmaka verschrieben, ohne sicherzustellen, dass die Mediziner der Fluggesellschaft davon erfuhren. Zudem sei die Pilotenlizenz „nicht rechtskonform“ mit EU-Vorschriften gewesen, erklärten die Opferanwälte.

Die Lufthansa wolle sich wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens nicht zu den Vorwürfen äußern, hieß es. (epd)