Salzgitter. Günter Schaub und Lutz Wedel sind seit mehr als 20 Jahren der Kopf und das Herz der „Biologischen Station“ des Nabu-Salzgitter.

Einer der idyllischsten Orte im Stadtgebiet Salzgitter liegt in seinem wohl nördlichsten Zipfel. In der Siebenbürgerner Straße, nahe einer Kleingartenanlage, befindet sich auf gut 14.000 Quadratmetern ein Refugium für die Natur, geschaffen von Menschenhand. Mehr noch: Es ist ein wahrer „Lernort Natur“ für alle Generationen. Lehrreich zwischen bodenständiger Natur und innovativer Technik. Aber wer jetzt auf dem etwas versteckt gelegenen Gelände einen blauen Bauwagen und den Helden seiner Kindheit, Peter Lustig, erwartet hat, liegt falsch: Das grüne Klassenzimmer, das bis zu 20 wissenshungrigen Naturfreunden einen Platz bietet, ist eine offene Holzkonstruktion und statt des TV-bekannten Tüftlers sind mit Günter Schaub und Lutz Wedel zwei, auf wohl alle Fragen zur Natur und den Naturwissenschaften spezialisierte Mannen, auf dem Nabu-Grundstück anzutreffen.

Das Duo ist seit vielen Jahrzehnten engagiert im Naturschutz

Eng verwurzelt mit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und dem Umweltschutzgedanken ist der 69-jährige Günter Schaub aus Lichtenberg, als ehemaliger, langjähriger Studiendirektor für Biologie und Erdkunde am Gymnasium Fredenberg, bereits seit 1984 ein Nabu-Mitglied. Noch länger mit dem Naturschutzgedanken betraut ist Lutz Wedel aus Groß Elbe. Der heute 72-jährige, ehemalige Hauptschullehrer in Fredenberg und Fachberater für Berufs- und Studienorientierung, trat bereits in den 1970er Jahre dem Naturschutzbund bei.

Gemeinsam leistet das emsige Duo nicht nur seit vielen Jahrzehnten lehrreich Vereinsarbeit – unter ihren Fittichen erblühte auch das genannte Nabu-Grundstück. „Ursprünglich war hier eine Gärtnerei und die Baumschule der Stadt Salzgitter“, erinnert Lutz Wedel dieser Tage beim Rundgang über den Naturpfad auf dem so urig verwachsenen Grundstück. 1999 wurde der Betrieb aufgegeben. 2000 übernahm die Nabu Ortsgruppe Salzgitter das Grundstück und getragen von vielen Ideen und Aktionismus entstand die „Biologische Station“ des Nabu Salzgitter.

Auch Teambuilding-Seminare an der Nabu-Station möglich

„Die Gehölze aus der Baumschule wurden damals übernommen und so blicken wir hier auf eine ganz besondere Vielfalt an Bäumen.“ Bereits das Sammeln und bestimmen der Blätter biete Kindergärten, Schulklassen und sogar Studenten und Fachgruppen viel lehrreichen Stoff. Enge Kontakte pflegen sie mit vielen Kindergärten und Schulformen im Stadtgebiet – bis hin zur Ostfalia-Hochschule. Sogar internationale Studenten zeigten sich von der Biologischen Station der Nabu Ortsgruppe Salzgitter begeistert. Ja, sogar schon große Unternehmen schickten ihre Mitarbeiter zum Teambuilding-Seminar zur Nabu-Station in die Siebenbürgener Straße.

Dabei ist dem Duo ein großer Wunsch, in verschiedenen Lerngruppen alle Altersgruppen, Nationalitäten und Bevölkerungsschichten mit ihren Angeboten zu erreichen und – mehr noch – auch begeistern zu können. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement machen Lutz Wedel und Günter Schaub den Naturschutzgedanken erlebbar: Sie zeigen das Zusammenspiel von Bienen, Bäumen und Insekten, präsentieren die Nutzbarkeit regenerativer Energien in der Praxis und erklären Schlagworte wie Biodiversität und Klimawandel für Jedermann.

Überdimensionales Insektenhotel ist bereits entstanden

Und ihre Aktivitäten blieben nicht nur bei dem bereits erwähnten Waldlehrpfad. Glücklich sind sie, wenn es um sie herum summt. Mit der Errichtung eines Bienenschauhauses und der parallel betriebenen Imkerei setzten sie Maßstäbe. „Hier können die Kinder den Bienen und den Arbeiten eines Imkers hinter einer Glasscheibe zusehen“, erklärt Günter Schaub. Imkerkleidung in Kindergröße sei so nicht erforderlich. „Dafür sind die Gruppen auch meistens zu groß“, erinnert er an die stark nachgefragten „Bienensonntage“ im Sommer. Aber jetzt im Frühjahr sei das Wetter einfach noch zu kalt. „Da fliegen die Bienen noch nicht.“ Vorbereitende Arbeiten sind aber immer erforderlich. Auch ein schon fast überdimensional wirkendes Insektenhotel entstand auf dem verschlafenen Nabu-Gelände mit vielen helfenden Händen unter ihrer Anleitung. Viele der „Zimmer“ , gefüllt mit unterschiedlichen Naturmaterialien, sind im Sommer bewohnt und dienen alljährlich zahllosen Insektenarten, beim Aufziehen ihrer Larven als Kinderzimmer.

So herrscht nicht nur ein tierisches Kommen und Gehen auf dem Nabu-Gelände, auch kleine und große Naturforscher humaner Spezies sind beständige Gäste. „Ich schütze nur das, was ich kenne“, erklärt Günter Schaub mit etwas Bedauern in der Stimme, das noch immer oft zu beobachtende Verhalten seiner Mitmenschen, insbesondere wenn es um fliegende und summende Nützlinge geht. Aber mit ihrer gelebten und so emsigen Umweltbildungsarbeit sind sie auf dem richtigen Weg, auch weil mit jedem Besuch neue Insekten- und Bienenfreunde hinzugewonnen werden.

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