Hannover. Die EU will den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beschneiden – die Landwirtschaft fürchtet zu harte Auflagen und appelliert an die Landesregierung.

Die Landwirtschaft in Niedersachsen hofft in der Auseinandersetzung mit der EU um höhere Naturschutzauflagen auf Unterstützung des Landes. „Jeder, der den Niedersächsischen Weg unterschrieben hat und gut findet, muss gegen diese Verordnung sein“, sagte der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Holger Hennies, der Deutschen Presse-Agentur. Er reagierte auf Pläne der EU-Kommission, den Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft stark zu beschränken. Beim Niedersächsischen Weg haben sich Land, Landwirtschaft und Umweltschutzverbände auf gemeinsame Anstrengungen für besseren Natur- und Gewässerschutz geeinigt. Landwirte sollen für Leistungen im Naturschutz eine Entschädigung bekommen.

Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) hatte zuletzt das Ziel der EU-Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu begrenzen, unterstützt. Sie hatte sich aber überzeugt gezeigt, dass es bei den konkreten Maßnahmen noch Diskussionsspielraum gebe.

Landvolk warnt vor Brachflächen statt Feldern

Bei den Plänen zur EU-Pflanzenschutzreduktionsverordnung sei die EU-Kommission „übergriffig“ geworden, sagte Hennies. Sollte sie wie von der Kommission geplant in Kraft treten, würde das allein in der Region Hannover für 80 Prozent der Fläche ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln bedeuten. „Aus Lebensmittelerzeugern würden Futtermittelerzeuger, oder es würde statt Getreidefeldern landauf, landab Brachflächen geben“, sagte Hennies. Faktisch liefe das auf eine Abschaffung der Landwirtschaft hinaus.

Die EU-Pläne widersprächen dem Niedersächsischen Weg, sagte Hennies. „Wir haben im Niedersächsischen Weg auch ein Reduktionsziel für Pflanzenschutzmittel, es liegt bei 25 Prozent.“ Die Vorgaben in Niedersachsen seien aber realistischer und für Landwirte umsetzbar. „Das Brüsseler Papier ist einfach von oben herunter par ordre du mufti diktiert, und das Schlimmste ist, dass es dem Naturschutz nicht dient“, sagte Hennies. Naturschutz benötige auch die Mitwirkung der Landwirtschaft.

Landwirt: Bedrohte Arten brauchen die Landwirtschaft

„Ich kann Naturschutz nicht verordnen, solange ich landwirtschaftliche Nutzung dabei brauche, und die meisten bedrohten Arten brauchen eine landwirtschaftliche Nutzung“, sagte Hennies. Im Gegensatz zum Niedersächsischen Weg sehe das Kommissions-Papier keine Entschädigung für Einschränkungen in der Landwirtschaft vor und sei unmittelbar ordnungsrechtlich umzusetzen.

„Wir brauchen in dieser Frage die Unterstützung der Landesregierung“, sagte Hennies. Das Festhalten am Niedersächsischen Weg stehe im Koalitionsvertrag der rot-grünen Regierung, daher sei er in dieser Frage optimistisch. Notwendig sei aber zudem die Unterstützung der Bundesregierung. „Auch der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir muss jetzt Farbe bekennen, ob er die deutsche Landwirtschaft auf dem Ablasshandelsbasar opfern will.“

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