Oslo. Norwegens Monarch Harald wurde vom Volk oft belächelt. Mit einer Rede für mehr Toleranz schaffte er sich Respekt. Jetzt wird er 80.

Liebenswert, volksnah, aber ein bisschen langweilig – so sehen viele Norweger ihren König Harald V., der heute im Kreise seiner Familie seinen 80. Geburtstag feiert. Keine Gala, keine Party. Harald bleibt sich auch beim Jubiläum treu: Die Show ist nicht seine Art. Bei seinen Auftritten sieht Harald manchmal so aus, als würde er gleich einschlafen. Im Vergleich zum beliebten Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit kann er sein Volk mit seinen Reden nicht wirklich mitreißen.

Doch in letzter Zeit haben seine Landsleute auch andere Seiten an dem Monarchen entdeckt. Besonders überrascht hat Harald die Norweger mit einer berührenden Rede, die er im vergangenen Jahr hielt. Bei einer Feier in Oslo, zu der 1500 Gäste aus dem gesamten Land angereist waren, rief der König zu Mitmenschlichkeit und Toleranz auf: „Norwegen seid ihr. Norwegen sind wir. Norwegen ist eins“, sagte der König, der plötzlich seine engagierte Seite zeigte. Zu seinem Land zählt er Schwule und Lesben, Christen und Muslime genau wie Einwanderer.

Schwedisches Königspaar besucht Berliner Geflüchtetenprojekt

weitere Videos

    „The King’s Speech 2.0“

    „Norweger sind auch aus Afghanistan, Pakistan und Polen, Schweden, Somalia und Syrien eingewandert“, machte Harald deutlich. „Norweger glauben an Gott, Allah, alles und nichts.“ Der flammende Appell an seine Landsleute wurde zum Internet-Hit: Über drei Millionen Menschen teilten „The King’s Speech“ 2.0 bei Facebook.

    Harald, der gelegentlich als „weich“ beschrieben wird, hatte auch schon früh gezeigt, dass er sich durchzusetzen wusste: Als junger Mann musste er vehement gegen den Widerstand seines Vaters König Olav ankämpfen. Harald nämlich hatte sich in die bürgerliche Sonja verliebt und wollte nichts sehnlicher, als sie sofort zu ehelichen. Olav aber blieb stur. Da stellte Harald ihn vor die Wahl: Entweder Sonja oder gar keine. Wenn der Vater nicht zustimme, werde er einfach niemals heiraten.

    Vergangenheit als Partygirl

    Das Argument zog. Harald setzte sich durch: 1968 durfte er mit Sonja vor den Altar treten. Es war der Beginn einer Bilderbuchehe, so die Hofbeobachter. Aus den Erfahrungen mit dem eigenen Vater hat Harald eine Lehre gezogen: Er wollte ein anderes Vaterbild verkörpern. Und hatte Gelegenheit dazu: Als Sohn Haakon (43) mit dem Wunsch an ihn herantrat, Mette-Marit zu heiraten, stimmte Harald sofort zu. Die junge Frau war nicht nur bürgerlich, sie hatte eine Vergangenheit als Partygirl und dazu ein uneheliches Kind.

    Doch Harald nahm es hin und schwieg. Wie er auch den Lebenswandel seiner ältesten Tochter unkommentiert ließ: Prinzessin Märtha Louise (45), war der Esoterik und Engelsbeschwörungen verfallen. Sei’s drum, Harald ließ sie gewähren.

    Die starke Vaterfigur

    Auch wenn Harald anders sein wollte als sein Vater, so war es schwer, aus dessen Schatten zu treten: König Olav gab den Norwegern in der NS-Besatzungszeit Halt und Identität. Statt sich Hitler anzuschließen, kämpfte Haralds Vater als Kronprinz und norwegischer Verteidigungschef aus dem Londoner Exil gegen die Nazis. Olav starb 1991 mit 87 Jahren. Harald wurde erst mit 53 Nachfolger des Übervaters. „Es war eine sehr schwierige Aufgabe, den Thron von ihm zu übernehmen, der so beliebt war.

    Ich hab mich gefragt, ob ich das überhaupt annähernd schaffe“, räumte der König erst kürzlich ein. Harald „ist so viel näher am Volke. Die, die behaupten, er stehe im Schatten seines Vaters, haben nie beide aus der Nähe erlebt“, sagte Carl-Erik Grimstad, der Vizehofchef beider Könige war. Ans Abdanken übrigens denke Harald nicht: „Wir sind zu viert in einem Team. Das habe ich eingeführt, weil ich selbst das als Kronprinz vermisst habe.“