Stars lieben und streiten öffentlich. Das macht ihre Trennungen besonders brisant, sagt der Münchner Scheidungsanwalt Hermann Messmer.
Sie schwebten zusammen im siebten Himmel und machen sich jetzt das Leben zur Hölle. In diesem Jahr steht ein besonders heikler Hollywood-Scheidungsprozess an: Brad Pitt gegen Angelina Jolie. Nach zwölf Jahren als Traumpaar gaben die beiden im September ihre Trennung bekannt. Jetzt streiten sie um das Sorgerecht für die sechs Kinder.
Für den Münchner Promi-Scheidungsanwalt Hermann Messmer kommt das Ende der Glamour-Ehe nicht überraschend: „Einem Glück, das derart öffentlichkeitswirksam inszeniert wird, ist nicht zu trauen. Bei Schauspielern verschwimmt oft die Grenze zwischen Spektakel und Wirklichkeit“, sagt er. Darin liegt auch die Faszination: Wir lieben die übermenschlich glanzvollen Bilder – und lieben es noch mehr, wenn die Perfektion Risse bekommt und das allzu Menschliche sichtbar wird. Bei den Rosenkriegern Pitt und Jolie geht der Riss tief.
Drogenkonsum und Untreue
In Gerichtsunterlagen spricht Jolie kryptisch davon, ihr Noch-Ehemann wolle „öffentlich ihren Charakter infrage stellen“ und habe „schreckliche Angst davor, dass die Öffentlichkeit die Wahrheit erfahren könnte“. US-Medien schreiben, sie hüte ein Dossier, das Drogenkonsum, Untreue und Wutausbrüche Pitts belege und das sie einsetzen wolle, falls er in seinen Sorgerechtsforderungen zu forsch werde. Immerhin hat sich das Paar jetzt auf einen Waffenstillstand geeinigt.
Diese Promi-Paare trennten sich 2017
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Während 50 Prozent aller Ehen geschieden werden, zerbrechen 80 Prozent der Promi-Ehen, sagt Messmer. „Gelegenheit macht Liebe“, erklärt er den Grund. „Und Prominente haben unendlich viele Gelegenheiten. Wer treu ist, ist es eben nicht immer wegen seiner Tugendhaftigkeit, sondern oft auch aus Mangel an Möglichkeiten.“ Auch seien Prominente generell egozentrischer und risikofreudiger. „Sie haben den Mut und die Mittel, eine Verbindung jederzeit zu lösen.“
Scheidung vom Stigma
Zudem herrsche zwischen berühmten Partnern oft eine Rivalität ums Rampenlicht, die für Zündstoff sorge. Aber auch eine Ehe, bei der einer im Schatten des anderen stehe, ende oft tückisch. „Ein Partner ist dann derjenige mit dem verletzten Stolz und der Fallhöhe, der dann bei der Scheidung auf seine Kosten kommen will.“ Promi-Trennungen liefen generell „schmutziger“ ab als die Otto-Normal-Scheidung, bestätigt auch Messmers Kollege Andreas Vitti.
Denn dadurch, dass Ehebruch oder Streits öffentlich stattfinden, sei die Demütigung besonders groß – das heize die Rachelust an. Da bietet der Star Angriffsfläche: „Der Ruf spielt bei einem Promi eine große Rolle – das macht ihn verletzlich.“
Ruhm verlängern
So beschuldigte Amber Heard ihren Noch-Ehemann Johnny Depp öffentlich der häuslichen Gewalt, um, wie sie sagt, anderen Gewaltopfern Mut zu machen. Sie war eine aufstrebende Schauspielerin, als sie im Februar 2015 den 23 Jahre älteren Superstar heiratete. Wenig mehr als ein Jahr später reichte sie die Scheidung ein.
Sieben Millionen Dollar Abfindung für sie wurden vereinbart. Doch Depp zahlt nicht. „Er will mich bestrafen und den Prozess verzögern“, klagte die 30-Jährige und wollte noch mehr Geld. „Ihr neuer Antrag ist ein Versuch, ihre 15 Minuten Ruhm zu verlängern“, ließen Depps Anwälte verlauten. Entnervt von dem Hickhack setzten die Richter nun eine Blitzscheidung durch.
Ehe als Institution
Es bleibt bei sieben Millionen für Heard – und sie bekommt die beiden Hunde. Jede Menge Schmutzwäsche also. Dennoch: Messmer schreibt Promischeidungen eine Vorreiterfunktion zu: „Früher galt eine Scheidung als Makel, besonders für die Frau, die deswegen lieber in unliebsamen Ehen ausharrte.
Erst Stars wie Elizabeth Taylor haben die Scheidung gesellschaftsfähig gemacht.“ Genauso, wie Promis dafür sorgten, dass wir uns heute eher scheiden lassen, sind sie auch ein Grund dafür, dass wir dennoch heiraten. „Promi-Hochzeiten regen zum Nachahmen an“, sagt Messmer. „Letztendlich erweist sich die Ehe als Institution als erstaunlich unverwüstlich.“