Berlin. Bei den „Blind Auditions“ von „The Voice“ ging einiges durcheinander. Am Ende hatte sogar die finnische Botschafterin einen Auftritt.

„The Voice of Germany“ besticht durch den lobenswerten Versuch, Talenten ungeachtet ihrer äußeren Erscheinung eine Chance zu geben. Soweit, so gut. Bei den „Blind Auditions“ in der achten Sendung der siebten Staffel ging am Sonntagabend jedoch so einiges durcheinander – und die Sänger gerieten so trotz ihres Talents beinahe in den Hintergrund. Aber der Reihe nach.

Einer der ersten Kandidaten des Abends hätte sich selbst beinahe um das Vorankommen in die nächste Runde gebracht. Dzenan Buldic hat mit „Classic“ einen fröhlichen Popsong des US-Duos MKTO gesungen, der so rasant war, dass man weder Worte noch Stimme richtig wahrnehmen konnte.

Tatsächlich trugen die hastigen Schnitte, laut eingeblendeten Jury-Kommentare (O-Ton Smudo: „Was ist das denn bitte?!“) und das jubelnde Studiopublikum nicht unbedingt dazu bei, dass der Fernsehzuschauer überhaupt etwas von dem Auftritt des 22-Jährigen mitbekam. Ihm schadete es nicht: Am Ende buzzerten alle Juroren, von denen

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    Das Country-Paar

    Den überraschendsten Auftritt legte das Ehepaar Silke und Alexander Mohnfeld hin. Die zwei tragen in ihrer Freizeit (und offenbar auch im TV) gerne Stetsons und gehen auf Square-Dance-Partys. Wer dachte, dass sie nun einen gemütlichen Country-Song trällern würden – der hatte Recht. Aber wie sie ihn gesungen haben! Die Mohnfelds bewiesen mit unterschiedlichen, aber harmonierenden Stimmfarben und sicherem Gesang, dass Country-Songs wie „Need You Now“ ganz und gar nichts für verstaubte Bars sind, sondern auch auf eine TV-Bühne passen. Mark Forster sah das auch so und nahm das Duo in sein Team auf.

    Mehr Groove als das Original: Christina Rodriguez sang „On and On“
    Mehr Groove als das Original: Christina Rodriguez sang „On and On“ © Sat.1/ProSieben | Richard Hübner

    Danach gab es auch innerhalb der Show einen harten Genre-Sprung: vom Country zum Soul. Die erst 21 Jahre alte, aber überaus talentierte Christina Rodriguez sang den Erykah-Badu-Klassiker „On And On“ mit – und das mag für Fans nun eine Anmaßung sein – vielleicht mehr Groove als die Original-Interpretin. Mit ihrer wundervoll samtigen und tiefen Stimme ist Christina Rodriguez Beispiel dafür, weshalb es sich lohnt, den Sonntagabend trotz viel Werbung auf Sat.1 zu verbringen. Für den Auftritt belohnte das Publikum die Luxemburgerin mit Standing Ovations. „Du hast eine unglaublich schöne Stimme“, bekannte

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    „Wenn ich dich gesehen hätte, hätte ich gebuzzert“

    Verdutzt reagierten die Juroren, als die Kandidatin auch nach der Meinung von Mark Forster fragte – der nicht gebuzzert hatte und damit als potenzieller Coach für sie gar nicht in Frage kam. Dieser wollte der Sängerin daraufhin offenbar ein Kompliment machen, das jedoch leicht daneben ging. „Wenn ich dich gesehen hätte, hätte ich wahrscheinlich gebuzzert“, sagte Forster und untermalte damit wohl unfreiwillig die Notwendigkeit des Casting-Formats, in dem die Juroren die Sänger zunächst nur hören und eben nicht anhand der Optik beurteilen können. Obgleich sie nicht zu ihrem Wunsch-Juroren Mark Forster ins Team durfte, können sich die Zuschauer auf weitere Auftritte der Soulsängerin freuen.

    Yagmur Yagan liebt die Aufmerksamkeit.
    Yagmur Yagan liebt die Aufmerksamkeit. © Sat.1/ProSieben | Richard Hübner

    Yagmur Yagan hingegen machte sich über derlei Dinge offenbar so gar keine Sorgen. „Wenn man ein Star ist, dann bekommt man viel Aufmerksamkeit, und ich liebe Aufmerksamkeit“, bekundete die 21-Jährige im Einspieler und brachte mit der Selbstgefälligkeit ein bisschen DSDS-Charakter zu Sat.1. Den großen Worten folgte immerhin ein großer Auftritt: Mit ihrer Interpretation des Popsongs „Domino“ brachte Yagmur das Publikum zum Kochen und Juror Samu Haber so weit, einen gefüllten Picknikkorb auf die Bühne zu bringen und die hingerissene Yagmur zu fragen: „Hast du Hunger? Magst du Thunfisch?“ Was auf viele Menschen wohl eher semi-romantisch wirken dürfte, hatte bei der jungen Sängerin vollen Erfolg.

    Mark Forster will Yagmurs Regenschirm sein

    Zunächst aber beriet sich Yagmur auf einem der Juroren-Stühle sitzend mit Smudo und Michi Beck über ihre anstehende Ausbildung zur Bankkauffrau, während der Finne Thunfisch und Bier im Publikum verteilte. Und weil das Bühnenbild einfach nicht merkwürdig genug war, bekundete Mark Forster auf dem Boden sitzend, er wolle gern Yagmurs (was auf Türkisch Regen bedeutet) Regenschirm sein.

    Yvonne Catterfeld blieb derweil als einziges Jury-Mitglied professionell und bezeichnete Yagmurs Auftritt als einen der besten der Sendung. Yagmur und ihr fünfköpfiger Anhang jedoch hatten Samu als potenziellen Schwarm ausgemacht, und so blieb der 21-Jährigen kaum etwas anderes übrig, als ins Team Finnland zu gehen. Thunfisch hin oder her.

    Hier irrten sich die Juroren

    War es womöglich das alberne Gebuhle um die Kandidatin zuvor? Das Gerede um Berufsausbildungen? Oder doch Samus Dosen-Thunfisch? Jedenfalls unterlief den Juroren beim Tänzer Damiano Maiolini dem allgemeinen Vernehmen nach ein großer Fehler. Maiolini rührte mit seiner Version des Hits „Turning Page“ aus der Teenie-Film-Reihe Twilight wohl viele Zuschauer zutiefst.

    Eine wunderschöne Stimme, die aber keinen der Juroren zum Buzzern bewegte und das Missverständnis des Abends offenbarte: „Ach, das war ein Mann!“ riefen gleich mehrere Juroren nach dem Auftritt aus, um sich darüber zu ärgern, nicht gebuzzert zu haben. Die Zuschauer waren sich einig, dass dieses außergewöhnliche Talent in die nächste Runde gehört hätte.

    Und dann kam Marcus

    Klar und kraftvoll war die Stimme von Marcus Rodenbäck.
    Klar und kraftvoll war die Stimme von Marcus Rodenbäck. © Sat.1/ProSieben | Richard Hübner

    Und dann kam Marcus. Marcus Rodenbäck. Der erzählte, wie das mit der Musik bei ihm eigentlich so kam. „Das mit dem Singen hat vor’n paar Jahren angefangen, da habe ich ein bisschen gesungen und ab und zu kam dann mal’n hoher Ton raus, und dann habe ich gedacht, das kann man ja mal ausprobieren“, erzählte Marcus heiter und kündigte an, dass dem ein oder anderen noch „das Brötchen aus’m Gesicht fallen“ werde.

    Mit einer klaren und kraftvollen Stimme sang er „Bonnie & Clyde“ – und das Publikum hörte nicht auf zu applaudieren. Die Juroren haben nicht gebuzzert, den erfrischend authentischen Kandidaten aber zumindest für einen Ehren-Auftritt noch einmal auf die Bühne geholt.

    Catterfeld gewinnt ohne Thunfisch

    Einen starken Kontrast dazu bot der letzte Kandidat der Sendung. Daniel Castro Dominguez würde sich als Tenor vermutlich gut machen, bewies mit seiner gefühlvollen Interpretation der Ballade „A Million Years Ago“ eine beeindruckende Bandbreite an Tonlagen und Gefühl. Nach dem Picknickkorb versuchte es Samu Haber diesmal mit einer vorbereiteten Videobotschaft der finnischen Botschafterin. „Wenn Sie in Samus Team kommen, dann steht ganz Finnland hinter ihnen“, sagte Ritva Koukku-Ronde.

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      Auf den Kandidaten, dessen Auftritt ob dieser wiederholten Merkwürdigkeit beinahe in den Hintergrund geriet, war dieses Versprechen offenbar nicht reizvoll genug. Er entschied sich für Yvonne Catterfeld als Coach, die in dieser Sendung mit Dominguez und Christina Rodriguez den großen Jackpot der turbulenten Sendung gewann. Und das ganz ohne Dosen-Thunfisch.