Osterode. Dietmar Wischmeyer tritt am 5. November mit seinem Live-Hörspiel in Osteroder auf. Zuvor sprich er im interview über die Welt der Medien.

Dietmar Wischmeyer hat zwei neue Tourneen vorbereitet. Die erste ist ein Live-Hörspiel mit dem Titel „Die Arschkrampen: Radio Weltmission“, das er gemeinsam mit Oliver Kalkofe auf die Bühne bringt. Tourstart ist am 5. November in Osterode.

Da denkt man, jetzt hat Dietmar Wischmeyer schon jedes Format einmal bespielt – und dann kommen Sie mit einem Live-Hörspiel um die Ecke: „Radio Weltmission“ mit Oliver Kalkofe. Worum geht es dabei?

Es ist in erster Linie eine Hommage an das Radio, das sich ja so langsam in ein Hinweismedium für Facebook verwandelt. Und wenn es das letzte Mal ist, wollen wir das Radio noch einmal feiern, und womit gelänge das überzeugender als mit den radiophonen Superhelden Kurt und Gürgen, die allein als Radiostimme eine ganze Generation verzückt haben. Auf die Anfänge des Hörfunks verweist das Medium „Live-Hörspiel“, das hat es wohl seit den 30er Jahren vor allem vor so großem Publikum nicht mehr gegeben. Und beim Homonym „Kurts-Welle“/Kurzwelle konnte ich nicht widerstehen. Inhaltlich geht es wie immer darum, dass Brettermeier die Welt vernichten will, Kurt die Bierversorgung gefährdet sieht und sein Freund Ferkel um ihn herumschleimt.

Warum starten Sie mit der Tournee in Osterode?

„Alles Große entstand und entsteht in der Provinz. If you can make it in Osterode, you can make it everywhere.“ So in etwa sprach die Tourneeleitung, um uns die Glitzermetropole am Harz schmackhaft zu machen. Mal sehen, ob das auch stimmt, wir sind aber frohen Mutes.

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, Bier und Tsatsiki zu kombinieren?

Da frage ich mich eher, wie man darauf kommt, in alles und jedes Ingwer rein zu mischen. Gibt es überhaupt noch ein Erfrischungsgetränk ohne das Zeug? Bier mit Tsatsiki hat schon vor Jahren einen Trend kreiert, den so alberne Mixturen wie Hugo oder Aperol Spritz nachzuahmen versuchen. Im Kurtschen Leib-und Magentrunk vermählt sich die herbe Frische des gehopften Bieres aufs vortrefflichste mit der iltishaften Kopfnote des Knoblauch-Joghurts.

Der Legende nach haben Sie mal mit der Begründung „NDR ist wie DDR mit Geld“ ein Engagement beim eingangs erwähnten öffentlich-rechtlichen Sender abgelehnt. Ist das zutreffend? Was haben Sie gegen den NDR?

Ich wusste gar nicht, dass der NDR jemals in Erwägung gezogen hat, die erfolgreichste Radiokultursendung Norddeutschlands zu engagieren. Zweiter sein hat doch auch was. Und wie könnte ich etwas gegen den NDR haben, der mir ja als Miteigentümer qua Rundfunkabgabe gehört. Außerdem arbeiten da ganz viele nette Kollegen, die der Braindrain aus dem Privatzoo in die Versorgungswiege des öffentlich-rechtlichen Verlautbarungsorgans getrieben hat. Was red’ ich, der NDR ist im Rahmen seiner Möglichkeiten schon ’ne total coole Sache.

Jetzt sind Sie zumindest gelegentlich bei der Heute-Show zu sehen. Ist ZDF besser als NDR?

„Gelegentlich“ ist gut. Seit acht Jahren alle drei bis vier Wochen, länger als ich das Frühstyxradio je betreut habe. Wie das ZDF ist, kann ich genauso wenig aus der Innenperspektive beurteilen wie den NDR. Die Heute-Show auf jeden Fall stellt ein äußerst angenehmes Arbeitsumfeld dar, in dem auch die aus Mainz gesandten Emissäre keine Ausnahme bilden. Wäre das gesamte ZDF so, würde es auf meiner Fernbedienung ganz sicher in den einstelligen Bereich vorrücken.

Was reizt den „Radiomann“ am Medium TV?

Gar nichts! Es handelt sich um eine überflüssige Bebilderung von Hörfunksendungen, nur dem Umstand geschuldet, dass die Fantasie der glotzenden Schar nicht ausreicht, um in der Großhirnrinde eigene Bilder zu erzeugen. Es reizt mich nicht das TV, sondern die Heute-Show, sonst würde ich ja auch in zig anderen Witzeformaten rumlümmeln wie viele Kollegen. Und mal unter uns Klosterschülern gesprochen: Welche Hörfunksendung erreicht schon viereinhalb Millionen Rezipienten netto jede Woche (insgesamt fast neun Millionen)?

Welchem Medium können Sie als Nutzer am meisten abgewinnen?

Der Zeitung (Print, nicht Flimmerkiste) am Vormittag, dem Buch am Abend vor dem Einschlafen, den großen Streaming-Portalen für Serien, Dokus und Information, Radio wenn es dort noch Sendungen gibt und nicht der Schleim aus den Lautsprechern tropft, Fernsehen (linear) spielt keine Rolle.

Der Figurenkosmos des Frühstyxradios insgesamt und Dietmar Wischmeyer zeichnet sich durch große Vielfalt aus. In welcher Figur steckt am meisten von Ihnen?

In allen etwas, aber weniger als viele vermuten. Meist steckt ganz viel von anderen Menschen darin, die ich vor langen Jahren mal kannte in der Jugend (Arschkrampen), Verwandte oder Nachbarn meiner Kindheit (Frieda und Anneliese) oder auch Stimmen aus dem alten Röhrenradio (Der kleine Tierfreund).

Was kann Sie so richtig auf die Palme bringen?

Doofsein, von nichts ‘ne Ahnung, zu allem eine Meinung. Leider nimmt die Meinungsumfrage immer mehr zu und verdrängt zusehends das Argument. Auch und gerade die Zeitungen haben sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Das Schlimmste ist die tägliche Kuchengrafik, in der prozentual willkürlich Volkes Stimme zu einer vorgekauten Meinung abgefragt wird („Was halten sie von der Schwerkraft. Gut? Nicht so gut. Abschaffen!“) Ekelhaft! Ebenso schlimm: Straßenumfragen in Nachrichtensendungen des TV oder Call-In-Sendungen im Radio (DLF besonders) … ich schreib mich schon wieder in Rage.

Hilft schreiben dagegen?

Wie man sieht!

Gibt es einen anderen Beruf als den des „Humorfacharbeiters“, der Sie gereizt hat?

In der Reihenfolge: 1. Förster (Vorschule) wegen Wilderer verfolgen, Hunde als Freund und im Wald rumlaufen auch nachts. 2. Pastor (Grundschule) wegen andere Leute vollsülzen, die sich nicht wehren können sonntags. 3. Luftwaffen-Offizier (wenig später) wegen der Uniform, den Flugzeugen und dem vermuteten (wohl fälschlich) Schlag bei der holden Weiblichkeit. Aus allem ist nichts geworden. Wer weiß, wofür es gut ist.

Sie sind vor einigen Jahren innerhalb Schaumburgs von Wiedenbrügge nach Niedernwöhren umgezogen – was reizt Sie am Leben auf dem Land?

Die Abwesenheit von Stadt!

Das Stadtleben wäre keine Alternative?

Wozu? Zum Tod? Zum Siechtum? Dazu schon, aber viel weniger dürfte es schon nicht sein, um mich dahin zu treiben.

Nach „Radio Weltmission“ steht die „Jahreshauptversammlung“ auf dem Programm. Was erwartet das Publikum dort?

Ein Potpourri des dörflichen Landlebens, das in der alljährlichen Mitgliederversammlung eines fiktiven Vereins seinen Höhepunkt findet.

Welche Vorhaben wollen Sie als nächstes angehen?

All das, was schon geplant, gebucht und vorgesehen ist, inhaltlich mit Leben füllen. So läuft das ja heute: Erst kommt der Termin, dann schaut man, dass da auch was passiert.