Osterode. Ensemble „stille hunde“ gastierte mit Molières Komödie Tartuffe in der Schachtruppvilla.

Sie sind Meister des komödiantischen Fachs, und das stellte das Theaterduo „stille hunde“ auch in der Osteroder Schachtruppvilla unter Beweis, wo sie im Rahmen des Denkmalkunst-Festivals mit Tartuffe frei nach Molière auftraten.

Das Göttinger Ensemble hatte die Skandalkomödie aus dem Jahr 1664 in die Gegenwart verlegt, was ihr aber in keinster Weise die satirische Schärfe nahm.

Zum Inhalt

Der reiche Geschäftsmann Orgon, der sein Vermögen auf nicht immer legale Weise zusammengerafft hat, hat Tartuffe in einem Bibelkreis kennengelernt und bei sich im Haus aufgenommen. Orgon klammert sich an den scheinbar geläuterten, zutiefst gläubigen und gütigen Ex-Häftling, verehrt ihn als Heilsbringer und sucht bei ihm Lebenssinn und Absolution.

Der Betrüger, im Grunde ein grobschlächtiger Trinker und Schürzenjäger, manipuliert seinen Gastgeber mit seiner vermeintlichen Selbstlosigkeit und Gedankenreinheit nach Belieben und bringt Orgon dazu, ihm seine 17-jährige Tochter als Frau und schließlich sein gesamtes Hab und Gut als Schenkung anzudienen. Die Hausherrin Elmire verabscheut den Scharlatan, dringt bei ihrem verblendeten Ehemann mit ihren Bedenken und Beschwerden jedoch nicht durch.

Die Darsteller

Christoph Huber gab den verlotterten und verkommenen Tartuffe, der sich als durch und durch vergeistigte moralische Instanz geriert, mit Bravour und ließ dazu buchstäblich auch mal die Hosen runter. Nicht minder amüsant agierte Stefan Dehler, der den nach Halt und Vergebung für seine Machenschaften gierenden Orgon mit weinerlicher, selbstmitleidiger Attitüde verkörperte.

„Meine Familie ist eine Ansammlung von Personen, die in mir ein dickes Portemonnaie sieht“, klagt der Geschäftsmann. „Ich bin ein hilfloses, nacktes Kind.“ Als seine kapriziöse, leicht überspannte und scharfzüngige Ehefrau Elmire überzeugte auch Maja Müller-Bula auf ganzer Linie.

Mit beeindruckender Präsenz, Spielfreude und einer guten Portion Ironie bewiesen die „stillen hunde“ ihr schauspielerisches Können in dem pointiert inszenierten Stück. Ein Blick, eine Geste war mitunter beredter als viele Worte. Geschickt nutzten sie zudem die räumlichen Gegebenheiten und bezogen das hallende Treppenhaus als akustische Bühne mit ein.

Treffender Wortwitz

Die Zuschauer im voll besetzten Blauen Saal hatten ihre helle Freude an der bitterbösen Satire, die Bigotterie, Heuchelei sowie das armselige Ringen um Sinnstiftung entlarvte und mit treffendem Wortwitz brillierte.

Nachdem Tartuffe von der Polizei verhaftet wurde und Orgon seinen verloren geglaubten Besitz wieder in eigenen Händen weiß, ruft er erleichtert aus: „Das ist eine Komödie! Gott hat Humor.“ Offensichtlich nicht nur er. Das hingerissene Publikum spendete lang andauernden Applaus.