Herzberg. Der Liederabend „Candlelight und Dichterliebe“ der Singakademie Harz im Welfenschloss wurde ein Erfolg.

Trotz des schönen Wetters war der Rittersaal des Herzberger Welfenschlosses am Sonntagabend gut gefüllt. Der Grund: Das in Weimar gegründete Solistenduo Florian Neubauer (Tenor) und Yuka Beppu (Klavier) gaben ihr erstes öffentliches Konzert.

Der Liederabend war zwar etwas salopp als „Candlelight & Dichterliebe“ tituliert, entpuppte sich aber zur Freude des Publikums als gelungene Mischung aus englischer Moderne und deutscher Romantik.

Das Programm

Zunächst stand der Liederzyklus „Dichterliebe op. 48“ auf dem Programm. Eine Sammlung von Texten Heinrich Heines, vertont durch keinen Geringeren als Robert Schumann. Eine kongeniale kompositorische Leistung, die der junge Tenor Neubauer mit klarer Textdiktion und feinem Gespür für musikalische Details ausgestaltete.

Seine aus Japan stammende Klavierbegleiterin stand ihm in nichts nach. So hörte man gut eingespielte Übergänge sowie Abschattierungen im jeweiligen Charakter des Liedes gern. Die sogenannte Dichterliebe ist ein Kaleidoskop von allergrellsten bis tiefdunklen Stimmungen, beispielsweise „Im Rhein im heiligen Strome“, wo der Dichter Heinrich Heine seine rheinische Heimat mit seinem für ihn typischen bitteren Unterton besingt.

Karnevalesk hingegen von beiden Künstlern vorgetragen „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“, ein so banales Thema, das aber Irrungen und Wirrungen in der Fortentwicklung auszuhalten hat.

Brücke zum nächsten Liederblock

Sagenhaft schön und hörenswert auch die pianistische Leistung von Yuka Beppu gerade bei den Nachspielen dieser Schumann’schen Lieder.

Als Brücke zum nächsten Liederblock waren zwei Transkriptionen, oder sollte man Adaptionen sagen, für Klavier-Solo von zwei bekannten Liedern, nämlich Franz Schuberts „Ave Maria“ aus dem Singspiel „Das Fräulein am See“ und wieder einmal Robert Schumanns „Widmung“.

Der Klaviervirtuose und Komponist Franz Liszt hat sie bearbeitet. Und sie sind nicht nur gern gehörte Zugabestücke, sondern gehören in das Repertoire eines jeden Pianisten.

Hier gelang der Absolventin der „Franz-Liszt-Hochschule für Musik“ in Weimar, Yuka Beppu, eine Glanzleistung, die durch ihr technisches Können aber auch durch ihren gesanglichen Duktus gekennzeichnet war.

Als Überraschung galt der zweite Teil von Peter Warlocks „A Cycle of Nursery Jingles“. Dieser in unseren Kreisen wenig bekannte Komponist, den man zuweil auch als „englischen Bartok“ bezeichnet, gab durch seine knappen Lieder oder Miniaturen dem Abend noch einen heiteren Touch.

Witzige Einwürfe

Denn mit den als „Volkslieder im Kinderzimmer“ oder „Abzählreime für den Hausgebrauch“ in England populären „Nursery Rhymes“ oder „Jingles“ war dem Duo ein Coup gelungen. Durch witzige Einwürfe des Klaviers oder in Limerick-Reimform versteckte humoristische Pässe seitens des Gesangs fühlte das Publikum sich eher an ein Tennismatch in Wimbledon erinnert.

Fabelhaft auch das Werbelied „Suky, you shall be my wife“, in dem ein etwas schüchterner junger Mann mit etwas Wortwitz dem Mädchen klarmacht, das sie wie geschaffen für die Ehe sind.

Zwei gelungene Zugaben

Den musikalischen Höhepunkt erreichte das Duo aber mit Hugo Wolfs fantastisch anmutendem Gemälde „Der Jäger“ oder mit „Abschied“, wo ein ungebetener Rezensent mit einem Tritt in den Allerwertesten hinauskomplimentiert wird.

Zwei gelungene Zugaben beschlossen diesen wunderschönen sommerlichen Liederabend. Man kann diesen beiden Künstlern nur wünschen, dass sie eine lange Zeit zusammenarbeiten mögen.

José V. López de Vergara