Goslar. Dr. Friedrich Seven stellte sein Buch „Fahret also fort yn geduldt – Die Geschichte der Reformation in Goslar“ vor.

500 Jahre Reformation – an deutschlandweiten Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum herrscht wahrlich kein Mangel. Der Fokus liegt dabei meist auf dem großen Ganzen; also der Umwälzung herrschender Strukturen in ganz Deutschland und Europa.

Im Auftrag des Geschichtsvereins Goslar hat sich jetzt der Kirchenhistoriker Dr. theol. Friedrich Seven, ehemals Pastor in Scharzfeld, mit den historischen Geschehnissen und Folgen der Reformation in und für Goslar befasst und seine Erkenntnisse in dem Buch „Fahret also fort yn geduldt“ festgehalten. Die rund 150 Seiten starke Abhandlung wurde jetzt in einer Feierstunde in der katholischen Kirche St. Jakobi der Öffentlichkeit vorgestellt.

Dass ausgerechnet eine katholische Kirche als Ort für die feierliche Übergabe des Buches gewählt wurde, erfreute den „Hausherrn“ Pfarrer Dirk Jenssen in besonderem Maße. Die Kirche St. Jakobi spielt in der Rolle der Reformation Goslars eine besondere Rolle, weil sich deren Gemeindeangehörige schon früh von Luthers Ideen begeistern ließen und zwei Kapläne „evangelisch predigten“. So sei auch der Titel von Sevens Buch ein Zitat aus einem Brief Luthers an die Gemeinde St. Jakobi in Goslar.

Jenssen, für den die reformatorische Gemengelage voller Spannungen und Ängste bis heute schwer durchschaubar sei, ist dankbar, dass die Auseinandersetzung mit der Reformation auch der katholischen Kirche einen Anlass böte, sich eigenen Glaubensquellen zu stellen. Und: „Das Wissen um Gemeinsamkeiten lässt uns näher zusammenrücken.“

Eine Ansicht, der sich Propst Gunkel in seinem Grußwort uneingeschränkt anschließen konnte. „Die Reformation entzweit nicht mehr“. Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche müssten sich vielmehr den Fragestellungen zuwenden, die für die Menschen tatsächlich relevant seien. Sevens Buch sei „schwere Kost“, allerdings ein wohltuender Beitrag zu einem geschichtlichen Großereignis, das man nicht mit schwachen Inhalten oder grellen Sinnbildern – etwa Playmobil Männchen – überladen sollte.

Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk unterstrich die besondere Rolle des Reformationsprozesses für die Geschichte der Stadt Goslar und wies auf die enge Verbindung zwischen Rat und Marktkirche hin. Gern habe die Stadt Goslar daher den Geschichtsverein bei der Realisierung des Buchprojekts finanziell und ideell unterstützt. Die Goslarer Kirchen mit ihren vielfältigen, meist ehrenamtlich getragenen Aktivitäten seien seiner Ansicht nach ohnehin die „lebendige Mitte“ der Stadt.

Dr. Sabine Graf, Leiterin des Standortes Hannover im Niedersächsischen Landesarchiv, ging in ihrem Festvortrag auf den historischen Kontext der reformatorischen Geschehnisse in Goslar ein und würdigte die Auseinandersetzung des Autors mit dem komplexen Thema. Seven, der bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2014 Pastor in Scharzfeld war, habe sich für die Arbeit intensiv mit den zu großen Teilen in der Marktkirchenbibliothek vorhandenen Originalquellen auseinandergesetzt. Bei der Lektüre habe sie den Eindruck gewonnen, dass sich bei der Entstehung der anspruchsvoll anregenden Abhandlung „Autor und Gegenstand glücklich gefunden“ hätten.

Dr. Friedrich Seven lobte in seiner Dankesrede die Goslarer Akteure für das gelungene Programm zum Reformationsjubiläum („dann sind auch Playmobil-Figuren okay“) und zeigte sich überwältigt von der breiten Unterstützung, die er bei seiner Arbeit erfahren habe.

Die Flötengruppe „Lauter Flöten“ unter der Leitung von Kantorin Dorothea Peppler von der Kirchengemeinde St. Andreas in Bad Lauterberg schuf mit Musikstücken aus dem 16. Jahrhundert eine feierlich-leichte Atmosphäre, die die gelungene Feierstunde aufs Beste rahmte. Elke Brummer