Herzberg. Die Fortsetzung von „50 Shades of Grey“ ist seichte Unterhaltung. Ein Besuch im Kino lohnt sich aber dennoch – besonders für Fans.

Dieses Mal wird alles anders. Keine Regeln, keine Verträge. Dieses Mal wird er sie lieben, auf langweilige, menschliche Weise, ohne Schläge und Peitschen. Er hat verstanden, dass er das mit ihr nicht machen kann. Und wenn er sie wiederhaben will, muss er sich ändern.

Das zumindest verspricht Christian Grey (Jamie Dornan) seiner unschuldigen Ana Steele (Dakota Johnson), nachdem sie ihn im ersten Teil der Verfilmung des Bestsellers „50 Shades of Grey“ der Autorin E.L. James verlassen hat. Den ersten Teil nicht gesehen? Macht nichts. Die Geschichte ist schnell zusammengefasst: Jungfräuliches Mauerblümchen trifft Milliardär mit ungewöhnlichen Vorlieben im Schlafzimmer. Sie stürzt sich in das vermeintliche Sado-Maso-Abenteuer, bis er sie so heftig verprügelt, dass sie ihn verlässt.

Nach ihren Regeln

Der zweite Teil der Trilogie, auf den die Fans nun zwei Jahre warten mussten, setzt dort an, wo der erste Teil endete – bei Christians Versuch, Ana zurückzugewinnen. Dafür will er nach ihren Regeln spielen und seine eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Das Glück könnte also perfekt sein, wären da nicht eine durchgeknallte Ex und Mrs. Robinson, die Christian eigentlich lieber verkorkst und für sich behalten wollen würde. Dann ist da noch Anas Chef, der ihr an die Wäsche will, der eifersüchtige Christian findet aber Mittel und Wege (Verlagshaus kaufen, was sonst?) ihn aus dem Weg zu räumen – was wieder für Ärger sorgt.

Wer die Romanvorlagen von E.L. James gelesen hat, wird von der Verfilmung des zweiten Teils vermutlich etwas enttäuscht sein. Schon der erste Teil konnte nicht wirklich überzeugen und war eher ermüdend denn anregend. Viele Handlungsstränge und Personen aus den Romanen fehlen im zweiten Teil, was dazu führt, dass der Film keinerlei Tiefgang hat, die Handlung an der Oberfläche bleibt und zentrale Probleme der Protagonisten und deren Handeln überhaupt nicht erklärt werden – insbesondere in Bezug auf Christian, der mit der Romanfigur so gar nichts mehr zu tun hat: Aus dem Kontrollfreak ist ein Softie geworden, aus der verruchten Geschichte wird eine Romanze. Hinzukommt, dass sich die Handlung nicht zu einer fließenden Geschichte entwickelt, der Film ist eher eine Aneinanderreihung von Episoden: Ist eine Handlung beendet, beginnt die nächste.

Trotz einiger Abstriche wird man im Kino gut unterhalten. Denn überraschenderweise hat der Film einige wirklich komische Szenen zu bieten, und eine Softie-Version eines Christian wünscht sich wohl jede Frau. Der Film ist eine nette Liebesgeschichte, die man sich gut anschauen kann. Und das werden die Fans auch tun – das hat man am Mittwoch im Kino erlebt: Zwei Säle waren rappelvoll.