Nordhausen. Unter dem Titel „Faustische Verabredung“ wurde im Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen eine Ausstellung mit Bildern von Gerd Mackensen eröffnet.

Nordhausen. Am Samstagabend platzte das Kunsthaus Meyenburg aus allen Nähten. 200 Gäste waren der Einladung des Fördervereins gefolgt und zur Vernissage gekommen. Der Maler, Grafiker und Trickfilmer Gerd Mackensen stellte seine Werke unter dem Titel „Faustische Verabredung“ vor. Die Laudatio hielt Susanne Hinsching.

Die Leiterin des Kunsthauses Meyenburg zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Werke und der Tiefe, mit der Mackensen die Themen rund um Goethe und seinen Faust erfasst habe. Es geht nicht um die Bebilderung eines Bühnenstücks, sondern um die Fragen, die die Welt bewegen. Dies seien Gott und Teufel, Wissen und Skepsis und natürlich die Frauen. Deswegen stünden die Figuren Dr. Faust, Mephisto und Gretchen immer im Mittelpunkt.

Goethe sei es nicht nur gelungen, auf 400 Seiten einen eigenen Kosmos zu schaffen. Der Dichter habe auch die Welt erklärt. Ähnliches habe Gerd Mackensen mit seinen Arbeiten geleistet.

Ein Meister aller Klassen

Mackensen gehört ohne Frage zu den wichtigsten Künstlern der DDR und Ostdeutschlands. Mit der aktuellen Ausstellung in seiner Geburtsstadt Nordhausen bestätigt er das breite Spektrum seines Schaffens. Insgesamt 99 Arbeiten hat er unter dem Gesichtspunkt Faust zusammengetragen. Einige Werke entstanden erst wenige Tage vor der Eröffnung der Ausstellung.

Mackensen ist ein Meister aller Klassen. Die Exponate zeigen eine beeindruckende Vielfalt. Die Skulpturen spiegeln ein zerbrechliches Verhältnis in der Dreiecksbeziehung Faust – Mephisto – Gretel wieder. Die Arbeiten wirken schon fast wie Miniaturen.

Die Zeichnungen und Radierungen hingegen sind von einem feinen und ironischen Strich gekennzeichnet. So zeigt Mackensen den Besuchern einen Goethe, der vom Schmieden der Verse erschöpft und ermüdet ist. Auf einem anderen Blatt gleicht der Dichterfürst mit einer Hörnerfrisur eher einem Höllenfürsten.

Doch es sind vor allem die großformatigen Gemälde in unterschiedlichen Techniken und Stilen, die dieser Ausstellung den Stempel aufdrücken. Sie schwanken zwischen Gegenständlichkeit und Figurativem und reiner Abstraktion. Manchmal sind die Personen klar und deutlich, wie die SS-Schergen in „Asservat 23/3/43“, manchmal muss man nach den Worten von Susanne Hinsching genau hinschauen, um die Figuren zu erkennen.

Was die Werke aber eint, ist der kraftvolle und ausdrucksstarke Pinselstrich, gepaart mit einer leuchtenden Farbgebung. In ihrer Expressivität erinnern diese Werke an die Zeitgenossen Baselitz und Lüpertz. Ergänzt wird dies mit Gemälden, die die Grenze zur Abstraktion überschritten haben. Dazu gehören „Das Strohfeuer ist aus“ oder „Gelber Mondschein auf leuchtenden Pfaden“, die ganze Ausstellungsräume dominieren. Dazu gehört vor allem „Das war’s“, das in seiner lebendigen Farbigkeit durchaus Parallelen zu Jackson Pollock erkennen lässt.

Nach eigener Aussage war Mackensen schon als Schüler von Faust fasziniert, doch hätte das Thema 50 Jahre ruhen müssen, um es in all seiner Tiefe zu begreifen. Dieser Reifeprozess spiegelt sich in der Vielschichtigkeit wider. Der Künstler verzichtet auf vordergründige Effekte und lädt zum Eintauchen ein. Doch aus allen Werken spricht eine ausdrucksstarke Erdverbundenheit, die den Betrachter davor bewahrt, im Faust’schen Weltenschmerz zu versinken.