Göttingen.

Wenn Dr. Alexander Schissel erzählt, bekommt Geschichte ein Gesicht. Er ist am 27. Januar ab 19.30 Uhr zu einem Zeitzeugengespräch im Alten Rathaus, Markt in Göttingen zu Gast. Eingeladen wurde Dr. Schissel vom Bündnis „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – 27. Januar“.

Das Leben des 86-jährigen Dr. Alexander Schissel ist gezeichnet von Verfolgung und Gewalt. Er war elf Jahre alt, als deutsche und rumänische Truppen 1941 in Odessa einmarschierten. Das war das Todesurteil für Zehntausende Juden. Etwa 30 000 Juden wurden von rumänischen Truppen erschossen, verbrannt oder gehängt. Schissel und sein Bruder hatten Glück, sie wurden aussortiert und ins Arbeitslager geschickt. Von dort flohen sie mehrfach, versteckten sich, wurden aufgegriffen und wieder in Lager gesteckt. Dieser „Trauermarsch“ durch verschiedene Lager endete erst mit der Befreiung Odessas 1944.

Seit 1998 lebt Schissel in Göttingen. Sein Leben gibt dem oftmals vergessenen Holocaust in Südosteuropa ein Gesicht und erinnert an das Leiden und die Vernichtung vieler Juden aus der Ukraine, der Bukowina und Transnistriens.

Wilhelm Behrendt von der Projektwerkstatt Spurensuche führt in das Thema ein, Claudia Schippmann vom Bildungswerk Verdi moderiert. Der Vortrag von Dr. Schissel findet in russischer Sprache statt und wird von Ilse Koppe übersetzt.