Berlin. Die Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ kann für Gründer eine super Chance sein. Doch manche gehen mit ihrer Bewertung ein hohes Risiko ein.

„Die Höhle der Löwen“ hat schon einige Erfolgsgeschichten hervorgebracht. Aber nicht immer klappt alles reibungslos. Das musste auch

feststellen. Er hatte in der vergangenen Staffel seinen „eBall“ vorgestellt und sogar alle fünf Löwen für sein Projekt gewinnen können. Daraus geworden ist letztendlich allerdings doch nichts.

Bei Recherchen stellte sich heraus, dass das Gefährt selbst kein Patent erhalten und sogar gegen andere Patente verstoßen würde. Spätestens da war er Deal mit den Löwen geplatzt – zumindest vorerst, wie er nun, ein Jahr später,

Auch interessant

berichtete.

Andere Gründer hoffen hingegen noch auf den großen Durchbruch und stellten sich nun den Löwen Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Ralf Dümmel, Frank Thelen und Dagmar Wöhrl.

Der typische Fehler

Eigentlich sollten es die Gründer nach drei Staffeln „Die Höhle der Löwen“ ja wissen: Eine über-trieben hohe Firmenbewertung kommt bei den Investoren gar nicht gut an. Daran sind schon so einige Deals gescheitert. Nicht so bei Jens Thiel (47) und Lucas Richter (33). Die beiden Unternehmer wollten die Löwen von ihrem „Fluxbag“ überzeugen – einem Beutel, der durch einen einfach physikalischen Trick als Luftpumpe fungiert.

Lucas Richter (l.) und Jens Thiel aus Leipzig haben ziemlich hoch gepokert.
Lucas Richter (l.) und Jens Thiel aus Leipzig haben ziemlich hoch gepokert. © VOX / Bernd-Michael Maurer | VOX / Bernd-Michael Maurer

Doch auch sie gehörten zu den Gründern, die die eigene Firma viel zu hoch bewerteten. Für 130.000 Euro wollten sie 10 Prozent ihrer Anteile abgeben – dabei hatten sie bislang nur 1500 Stück ihrer Luftbeutel verkauft. Für vier der fünf Investoren ein Grund auszusteigen. Allein Dümmel blieb übrig.

Doch ein Angebot wollte auch er nicht abgeben. Stattdessen appellierte er an die Gründer, sich selbst ein neues, gutes Angebot zu überlegen – Verhandlung ausgeschlossen. Am Ende fanden Thiel, Richter und Dümmel bei 130.000 Euro für 25 Prozent der Anteile zusammen.

Überzeugender Appell

Für Michael Schweizer (29), Nicolo Incorvaia (31), Kai Hörsting (32) und Michael Schreiner (33) schien die Chance auf einen Deal bereits vorbei zu sein. Alle Löwen hatten ihnen nach der Vorstellung ihrer App „Teamwallet“, einer digitalen Mannschaftskasse mit Bezahlfunktion, eine Absage erteilt. Doch der hartnäckige Michi brachte die vier Fußball begeisterten Jungs doch zurück ins Spiel.

Er appellierte noch einmal voller Leidenschaft an den Wunschinvestor Frank Thelen – mit Erfolg! Thelen war bereit den Gründern die benötigten 75.000 Euro zur Verfügung stellen. Dafür forderte er allerdings 30 Prozent der Firmenanteile – stolze 20 Prozent mehr als ursprünglich angedacht. Die Macher von „Teamwallet“ gingen dennoch drauf ein und hoffen nun auf den großen Durchbruch im Mannschaftssport.

Maschmeyers Kampfansage

Das Problem kennen bestimmt viele Autofahrer: Man hat eine Panne, ruft den ADAC und muss Stunden lang auf den Abschleppdienst warten. Genau diesem Problem soll die „MySchleppApp“ entgegenwirken. Santosh Satschdeva (31) und Frank Heck (44) sind die Erfinder dieser „mobilen Notrufsäule”, die Kunden mit Abschleppunternehmen verbindet. Die Gründer versprechen, dass mit der App niemand länger als 30 Minuten auf einen Abschlepper warten muss. Das liegt vor allem daran, dass sie aktuell bereits mit rund 400 Abschleppfirmen in ganz Deutschland zusammenarbeiten. Eins muss der Kunde allerdings schon: den Abschlepper selbst bezahlen.

Dennoch sehen Maschmeyer und Thelen großes Potenzial in dem Start-up. 100.000 Euro für lediglich 10 Prozent am Unternehmen wollen sie dennoch nicht zur Verfügung stellen. Thelen und Maschmeyer forderten hingegen 25 Prozent für immerhin 125.000 Euro. Von Maschmeyer gab’s eine Kampfansage an ADAC und Co. noch dazu: „Kündigt alle Automobilclubs!”, sah er die erste Kampagne schon vor sich.

Doch den Gründern schwebte noch mehr vor: Sie hätten am liebsten einen Doppeldeal. Doch den hätten sie teuer bezahlen müssen. Stolze 40 Prozent wollten Maschmeyer und Thelen, wenn sie mit insgesamt 150.000 Euro gemeinsam in die Firma investieren. Für den Geschmack der Gründer etwas zu „gierig”. Sie entschieden sich letztendlich für einen Solo-Deal mit Carsten Maschmeyer.

Frauen-Power

Als Chemikerin kennt sich Anneliese Niederl-Schmiedinger (40) mit Stoffen und ihren Wirkungsweisen aus – auch mit Algen. Und genau auf diesen basiert das Geschäftsmodell der Österreicherin und ihren Partnerinnen Renate Steger (34) und Ute Petritsch (43) von „Helga“.

Algen sind voll von Vitaminen, ungesättigten Fettsäuren und Proteine und bieten sich deshalb besonders gut für eine gesunde Ernährung an. Auf Basis dieses Wissens haben die „Helga“-Gründerinnen ein Erfrischungsgetränk sowie ein Algenpulver entwickelt und bereits in Österreich erfolgreich auf den Markt gebracht. Um ihre „Helga“ auch über die Landesgrenze hinweg bekanntzumachen, brauchen sie Kapital und Know-how.

Renate Steger, Anneliese Niederl-Schmidinger und Ute Petritsch präsentieren den Algendrink „Helga“.
Renate Steger, Anneliese Niederl-Schmidinger und Ute Petritsch präsentieren den Algendrink „Helga“. © VOX / Bernd-Michael Maurer | VOX / Bernd-Michael Maurer

Für die benötigten 375.000 Euro wollen sie 15 Prozent an ihrem Unternehmen abgeben. Wieder mal eine extrem hohe Bewertung, die nicht allen Löwen schmeckte – genauso wenig wie das Getränk. Für Thelens und Wöhrls Geschmack kam die Algenbrause einfach zu gesund daher. Für Maschmeyer als leidenschaftlicher Wassersportler haben Algen in einem Erfrischungsgetränk nichts zu suchen.

Dümmel hingegen war begeistert. Er sieht Potenzial, das Unternehmen innerhalb kürzester Zeit groß zu machen. Dafür beansprucht er allerdings 23 Prozent der Anteile für sich. Überlegen mussten die Gründerinnen da nicht. Bei dieser Chance sagten sie sofort zu.