Berlin . Die beiden Ü-70-Schauspieler Wolfgang Winkler und Tilo Prückner haben mit der Krimiserie „Rentnercops“ die Rolle ihres Lebens gefunden.

Als es um den Tod geht, was im Gespräch mit zwei Männern über 70 heikel werden könnte, winkt Wolfgang Winkler ab. „Ach was, ich bin schon so viele Tode gestorben und lag dann als Leiche in Filmen rum“, sagt der, „ich weiß doch nicht einmal, welche Krankheiten ich alles hatte.“ Tilo Prückner legt nach: „Ich bin froh, wenn ich die Krimis überhaupt verstehe, in denen ich mitspiele.“ Und wieder Winkler: „Es gab Hitchcock-Filme, da wusste der Hauptdarsteller nicht, dass er der Mörder ist.“

Schnell wird klar, die beiden Männer spielen in „Die Rentnercops“ nicht nur zwei grantige Ermittler: Edwin und Günter. Nein, sie füllen diese Rollen voll und ganz aus. Schon die Grundvoraussetzung teilen sie mit ihren Figuren: Sie können trotz Ruhestands nicht von ihrem Job lassen. Tilo Prückner spielt mit 76 Jahren den Edwin mit ebensolcher Lässigkeit wie sein Kollege Wolfgang Winkler alias Günter, der im richtigen Leben drei Jahre jünger ist. Die Krimiserie geht am Mittwoch in die zweite Staffel (ARD, 18.50 Uhr).

Beide alten Kriminalisten sind beliebt

Wie beliebt die beiden alten Kriminalisten sind, können sie jeden Tag feststellen, wenn sie durch die Stadt laufen. Die beiden Berliner werden immer wieder auf Autogramme angesprochen, und wenn sie einst Allüren hatten, haben sie sich diese abgewöhnt. „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“, zitiert Tilo Prückner Friedrich Schiller und meint damit im Grunde, dass man sich als Schauspieler nicht so wichtig nehmen solle. Die Autoren seien die, an die sich die Nachwelt erinnere.

Wer den beiden eine Weile zuhört, der kann die gesamte deutsche Schauspielgeschichte der letzten 50 Jahre vor den Augen vorbeilaufen sehen: Prückner kann von „Der unendlichen Geschichte“ oder „Iron Sky“ oder „Honig im Kopf“ genauso erzählen wie von der Berliner Schaubühne. Die Story hinter seinem Rosentattoo am Arm ist so irre, dass man sie von ihm selbst hören muss. Bis heute hat die Rose Glück gebracht und er musste sie fast nie überschminken.

Wolfgang Winkler hat eine ostdeutsche Vergangenheit

Wolfgang Winkler hat schon durch seine ostdeutsche Vergangenheit einen anderen Lebenslauf, hat in DDR-Klassikern wie „Das Kaninchen bin ich“ und „Das Herz des Piraten“ mitgespielt und landete genau wie sein Kollege in vielen „Tatort“-Folgen als Täter oder Opfer und immer wieder als Patient in „In aller Freundschaft“. Fast hat man das Gefühl, das sind Rollen, durch die sie eben alle müssen, als Schauspieler in Deutschland.

„Ohne Wolfgang hätte ich niemals einer zweiten Staffel zugestimmt“, sagt Prückner und grinst dann. „Natürlich gibt mir die Gage auch eine gewisse Sicherheit, mir meine Urlaubsziele freier zu überlegen.“ Dass sie sich dann so gut verstehen würden, hätte auch Prückner nicht gedacht. „Ich hab seine Karriere schon mitbekommen“, sagt Winkler über seinen Kumpel, „aber kennengelernt haben wir uns erst über die Serie.“ Wenn sie von den Drehs erzählen, klingt das wie ein Heimspiel. Der Unterschied zwischen dem Gekabbel der Rollen und dem Geschimpfe am Set sei schon einmal fließend.

Keine Sonderregeln für Leute ihres Alters

In der ersten Folge der neuen Staffel stehen die beiden im Zimmer eines ermordeten Kollegen. Sie schauen einander nicht an, als Günter sagt: „Wenn ich mal tot bin, stehst du dann auch bei mir im Zimmer und wühlst in meinen Sachen?“ Die Frage bleibt unbeantwortet, aber lässt eine Melancholie aufblitzen, die meist mit einem lockeren Spruch aufgefangen wird.

Um das Thema zu wechseln, erzählen sie, dass Leute in ihrem Alter am Set keine Sonderregeln serviert bekommen. „Bei Kindern gibt es ganz strenge Zeiten, wie lange sie vor der Kamera stehen dürfen“, sagt Prückner, und Winkler schüttelt den Kopf: „Wir müssen so lange wie alle anderen auch.“

Der unausweichliche Tod ist ein Thema

Erst kurz bevor sie gehen – ist er doch ein Thema, der Tod, der unausweichliche. Schließlich endet auch die zweite Staffel mit einem großen Drama. „Mit Manfred Krug haben wir beide gearbeitet“, sagt Wolfgang Winkler, der war ein richtig guter Kerl. „Ich war bei seiner Beerdigung“, sagt Tilo Prückner. Eine Pause. Dann: „In unserem Alter“, sagt Winkler, „muss man mit allem rechnen.“

Mittwoch, 16. November, ARD, 18.50 Uhr