Wiedigshof. Straßensperrungen in Walkenried und an der K15 in Thüringen sorgen für Probleme.

Seit Wochen ist die Turmstraße in Walkenried aus Sicherheitsgründen gesperrt. Der Pkw-Verkehr wird durch das Unterkloster umgeleitet (wir berichteten). Doch was für die einen ärgerlich ist, wird manch anderen zur Existenzbedrohung. Auf legalem Wege kommen die Landwirte aus Wiedigshof mit Erntemaschinen nicht mehr rein und nicht mehr raus aus ihrem Ort.

Der Weg über das Unterkloster ist ihnen verwehrt. Das enge Klostertor wirkt wie eine unüberwindbare Barriere. Erst neulich musste ein Reisebus hier mit großem Aufwand befreit werden. Dabei beginnt die Ernte in wenigen Tagen.

Umleitung ist gesperrt

Zeitgleich zur Sperrung der Turmstraße hat der Landkreis Nordhausen die Umleitung über Obersachswerfen gekappt. Die K 15 ist auf Thüringer Seite in Richtung Norden gesperrt und in Richtung Süden gilt hier eine Breitenbegrenzung auf 1,80 Meter. Das entspricht einem Mittelklassewagen inklusive zwei Außenspiegel.

Der Landkreis Göttingen hatte die Sperrung der Turmstraße veranlasst. Weil hier ein Gebäude schwer einsturzgefährdet ist, sah die Kreisverwaltung keine andere Möglichkeit.

Von einer Planungspanne möchte man doch aber nichts wissen. Absprachen mit den Kollegen auf Thüringer Seite hat es allerdings nicht gegeben.

Pressesprecher Ulrich Lottmann verweist in diesem Zusammenhang auf die Zuständigkeit der Gemeinde in Sachen innerörtlicher Umleitungsstrecken. Walkenrieds Bürgermeister Dieter Haberlandt zeigt sich von dieser Aussage überrascht. Für ihn steht eindeutig die Kreisverwaltung in der Pflicht. Bei der Gemeindeverwaltung sei in dieser Sache aber noch niemand vorstellig geworden.

Auch beim Landratsamt in Nordhausen wäscht man die Hände in Unschuld. Pressesprecherin Jessica Piper kann die Sperrung der K 15 nicht auf Anhieb erklären, zumal die Strecke nicht auf der aktuellen Baustellenliste der Kreisverwaltung steht. Auch sie muss eingestehen, dass es keine Absprachen mit Göttingen oder mit der Gemeindeverwaltung in Walkenried gegeben hat. „Von dort sind aber auch keine Rückfragen gekommen“, betont Jessica Piper. Die Breitenbegrenzung auf der Stichstraße nach Obersachswerfen ist schon länger bekannt.

Industrie ist auch betroffen

Aber nicht nur für die Landwirte in Wiedigshof bedeuten die Straßensperrungen ein Schlag ins Kontor. Elf Wochen lang ruhte der Betrieb der Steinbrüche bei Wiedigshof. „Das war nicht mehr tragbar und nun haben wir eine Notlösung gefunden“, erklärt Elmar Zimmer. Er ist Betriebsleiter bei Saint-Gobain Formula. Der Abtransport aus den Wiedigshof erfolgt nun über eine Baustraße unterhalb des Rösebergs. Eins gibt er unumwunden zu: „Die Leidtragenden sind die dortigen Anwohner.“

Für Bernd Elbeshausen kann dies keine Lösung sein: „Natürlich kennen wir Landwirte auch Schleichstrecken, aber es sind lange Umwege und kosten jede Menge Zeit.“ Er hofft auf eine schnelle Lösung. „Wenn es so bleibt, wie es derzeit ist, dann schaffen wir bei der Ernte bestenfalls täglich ein Drittel der üblichen Menge, abzutransportieren“, schätzt er. Die Umleitungsregelungen bereiten sogar Thomas Krause als künstlerischen Leiter der Walkenrieder Kreuzgangkonzerte Kopfschmerzen. Als kurzfristige Lösung zieht Dieter Haberlandt eine halbseitige Freigabe der Turmstraße in Betracht. Ob als Einbahnstraße oder mit einer Baustellenampel, das sei noch nicht klar. Auf jeden Fall arbeitet die Gemeinde an einer Lösung.

Alle Hoffnungen dürften wohl umsonst sein. Schwierige Eigentumsverhältnisse am Schrotthaus machen eine schnelle Lösung wohl unmöglich. Zudem ist der Zustand des Gebäudes wohl schlechter als von außen sichtbar. Ulrich Lottmann ist eindeutig: „Wir können derzeit keinen Zeithorizont nennen.“ Aber man sei in Verhandlungen mit den Eigentümern.