Göttingen. 343 000 Hektoliter – so viel Bier wurde im Kreis Göttingen bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 104 Litern (Bundesschnitt) allein im vergangenen Jahr rein statistisch getrunken.

343 000 Hektoliter – so viel Bier wurde im Landkreis Göttingen bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 104 Litern (Bundesschnitt) allein im vergangenen Jahr rein statistisch getrunken. Allerdings ging ein Großteil davon als Ramschware über die Ladentheke, kritisiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

„Acht Euro für einen Kasten Markenbier sind im Supermarkt mittlerweile gang und gäbe. Damit wird Bier weit unter Wert verkauft“, sagt Manfred Tessmann von der NGG Süd-Ost-Niedersachsen. Solche Preise brächten viele Brauereien in ernsthafte Schwierigkeiten und gefährdeten Arbeitsplätze auch in der Region – etwa beim Einbecker Brauhaus und der Sollinger Bergbrauerei.

Dumping-Wettbewerb

Insbesondere der Einzelhandel solle bei dem Dumping-Wettbewerb nicht mehr länger mitmachen, fordert die Gewerkschaft „Mit Sonderangeboten beim Bier wollen Supermarkt-Ketten Kunden zum Wochenend-Einkauf locken. Damit wird die Kiste Pils zum bloßen Köder“, beklagt Tessmann.

Merkwürdig sei, dass sich das Kartellamt um den Lebensmitteleinzelhandel nicht kümmere, obwohl die zahlreichen Schleuderpreise „geradezu nach Preisabsprachen riechen“.

Dabei seien die Menschen durchaus bereit, einen anständigen Preis für ein Qualitätsbier zu zahlen. Der liegt im Schnitt bei 13 Euro für 20 Flaschen, sagt das Marktforschungsunternehmen GfK.

Im Sonderangebot kostet die Kiste durchschnittlich jedoch nur zehn Euro.

Initiative zur Lebensmittelpolitik

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten macht sich mit einer Initiative zur Lebensmittelpolitik bundesweit für faire Löhne und Arbeitsbedingungen in der Ernährungs- und Getränkewirtschaft stark. „Beim Bier gilt genauso wie bei Backwaren oder Schokolade: Gute Lebensmittel müssen den Verbrauchern auch etwas wert sein“, sagt Tessmann.

Damit könnten die Kunden die heimische Wirtschaft stärken – und „guten Gewissens genießen“, sagt Manfred Tessmann von der NGG Süd-Ost-Niedersachsen.