Osterode. Das Erste zeigte Götz Georges letzten Film „Böse Wetter“ am Tag der Deutschen Einheit – hier drei Kritiken.

Das Krimi-Drama „Böse Wetter“, das im Sommer 2015 auch in Bad Grund und in St. Andreasberg gedreht wurde, war am Tag der Deutschen Einheit im Ersten zu sehen. „Böse Wetter“ ist der letzte Film mit Schauspieler Götz George, der im Juni starb. Das Drama spielt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Matthias Koeberlin mimt eindrucksvoll einen Mann, der darauf drängt, den Tod seines Vaters bei einem Grubenunglück zu DDR-Zeiten aufzuklären. Dabei arbeitet er sich an einem ebenso charismatischen wie opportunistischen Minenbesitzer ab, den Götz George ebenso raubeinig wie nachdenklich verkörpert. Eine geheimnisvolle Aura umgibt Gudrun Landgrebe, die als Mutter der Hauptfigur mit einem schweren Vorwurf lebt. Johannes Grieser führte Regie bei dem Film über alte Wunden der deutschen Teilung, die jetzt wieder aufbrechen.

Die Kritiken, als Online-Beiträge im Internet zu lesen, bieten die gesamte Notenskala. Hier zwei Extrembeispiele und eine kurze HarzKurier-Rezension:

1.So bleibt George in Erinnerung

Christian Buß schreibt auf Spiegel Online: „Die Dramaturgie des Malocher-Opus um Erz und Schmerz ist konventionell, streckenweise ein bisschen athritisch steif. Aber das macht nichts, umso ehrlicher abgerungen scheinen Schweiß und Ruß auf der Stirn des körperbetont aufspielenden Darstellerensembles. Götz George jedenfalls läuft in diesem Film, dessen Ausstrahlung angemessen staatstragend auf den Tag der deutschen Wiedervereinigung programmiert wurde, noch einmal zu großer Form auf. Auch weil er für den schlichten Generationenkonflikt im Schatten der deutsch-deutschen Geschichte ein weiteres Mal sein Gespür für ambivalente Figuren zeigt. Man weiß nicht so recht, ob man es bei seinem Türnitz mit einem halsstarrigen Patriarchen zu tun hat, der gegen all die Fragen der Jungen wütet, weil er sich selbst vor der Wahrheit schützen will. Oder weil er die anderen schützen will. Der Mann im Berg, der Berg von Mann, so wollen wir Götz George in Erinnerung behalten.“

2.Großer Abgang verwehrt

Ulrich Feld schreibt in der Frankfurter Neuen Presse: „Sie alle [die Nebendarsteller] bleiben blass, schemenhaft und erfüllen bestenfalls eine rein erzähltechnische Funktion – die am Ende meist unklar bleibt. Die eigentliche Geschichte rankt sich um den mysteriösen Tod von Leonards [Matthias Koeberlin] Vater, und die hängt mit der Stasi zusammen und ist nur mäßig mit den anderen Erzählsträngen verknüpft. Ärgerlich werden diese Fehler vor allem deshalb, weil Georges letzte Rolle dadurch viel zu klein und weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. Als bärbeißiger Knurrkopf hätte er noch einmal zu ganz großer Form auflaufen können. [...] Gerade für George, der oft so grandios abgründig sein konnte, war die Rolle des Türnitz nichts als ein langweiliger Routine-Job. Von „Böse Wetter“, der mit so großer Besetzung und vielversprechendem Anfang große Erwartungen weckte, bleibt am Ende eine dicke Enttäuschung. Der große Abgang von der Schauspielbühne, er blieb Götz George verwehrt.“

3.Beeindruckend

Mich selbst hat der Film sehr beeindruckt. Das hat vor allem drei Gründe: Erstens war es der letzte Film von Götz George, allein das lohnte schon die Wahl von „Böse Wetter“ im sonst recht mauen TV-Angebot am Feiertagsabend. George hat schon in etlichen Charakterrollen mehr als geglänzt, so wollte ich auch seine letzte nicht verpassen.

Zudem wurde das Krimi-Drama im Harz gedreht, das Wiedererkennen nicht nur des Brockens machte den Film für mich sehr authentisch, auch wenn sich andere Kritiker an der mitunter schlichten Kulisse im Harz abarbeiteten.

Und letztlich handelt die Story von einem sehr düsteren Kapitel der jüngsten deutschen Geschichte. Das Schweigen, das über dem Verrat der geplanten Flucht durch den Berg in den Westen herrschte, wirkte auf mich bedrückend und durchaus realistisch. Rainer Härtl