Berlin. Ein Test belegt: Längst nicht auf alle Schließzylinder ist im Einbruchsfall Verlass.

Schließzylinder von Wohnungstüren sollten sich weder schnell aufbohren noch mit Kraft herausziehen lassen: Beides sind Methoden, die Einbrecher häufig anwenden. Auf Herstellerangaben zum Bohr- und Ziehschutz ist aber nicht immer Verlass, wie eine Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt („Test“-Ausgabe 11/17). Die Tester verglichen zwölf Doppelschließzylinder in drei Produktgruppen mit verschiedenen Sicherheitsniveaus zu Preisen von 14 bis 92 Euro.

Überzeugen konnten die beiden Produkte im Test, die dem Hersteller zufolge über erhöhten Bohr- und Ziehschutz verfügten – einmal „sehr gut“, einmal „gut“ lautete das Ergebnis. Drei Produkte verfügten laut Hersteller über normalen Bohr- und Ziehschutz. Einer dieser Zylinder ließ sich aber mit der im Test aufgewendeten Kraft von 150 Kilogramm (15 Kilonewton) herausziehen. „Mangelhaft“, lautete das Urteil. Die anderen beiden Produkte hielten stand und waren „befriedigend“.

Die dritte Kategorie waren Zylinder, die nach Herstellerangaben nur über einen Bohrschutz verfügen. In dem Fall sollte der Türbeschlag einen Ziehschutz haben. Sonst bieten die Zylinder nach Angaben der Warentester nicht genügend Schutz. In der Kategorie waren zwei Produkte „gut“. Zwei weitere bekamen ein „ausreichend“, da sie zwar Bruchversuchen ordentlich standhielten, aber mit schlechter Kennzeichnung auffielen. Bei den restlichen drei Zylindern monierten die Tester ebenfalls eine unzureichende Kennzeichnung. Gravierender war aber: Sie ließen sich rasch aufbohren – „mangelhaft“.

Immerhin: Der Versuch, den Zylinderkern aus dem Gehäuse herauszudrehen, klappte bei keinem der zwölf Schließzylinder. Durch Picking ließ sich binnen 15 Minuten nur einer der getesteten Zylinder öffnen. Diese Methode ist nach Angaben der Experten zeitaufwendig und wird deshalb von Kriminellen seltener angewendet.

Generell kritisierte Stiftung Warentest einen Dschungel an Kennzeichnungssystemen, Kürzeln und Normen. Herstellerangaben zum Bohr- und Ziehschutz fehlten zum Teil ganz. Auch die Experten hatten Probleme, gewünschte Schließzylinder in den Sortimenten zu finden, und zwar wegen der zum Teil unverständlichen Angaben der Hersteller.

Der Rat an Verbraucher lautet: Wer sich unsicher ist, ob ein Schließzylinder den gewünschten Schutz bietet, sollte sich vom Fachhändler beraten lassen. Abgesehen vom Bohr- und Ziehschutz sollten Verbraucher auf die Verschlusssicherheit achten: Mindestens fünf Stifte sollten den Zylinder blockieren, rät Stiftung Warentest. Wie viele es sind, lasse sich meist an der Unterseite des Zylinders erkennen. dpa