Braunschweig. Der erste Teil eines Kompetenzzentrums für Windkraft wirkt wie aus einem Guss.

Mit einer fast durchgehenden Hülle aus matt silbrig beschichteten Aluminium-Platten sticht der sogenannten „Eulerbau 1“ auf dem Gelände der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweigs Westen heraus. Nur das große Rolltor an der Giebelseite hat Glaselemente, und nur in dem seitlichen Anbau, dem Bürotrakt, durchbrechen Fenster die Fassade des Industriebaus.

Es handelt sich bei dem 30 Meter tiefen und zehn Meter hohen Kerngebäude um drei Hallen, die von außen durch ihre Architektur wie aus einem Guss erscheinen.

Die PTB ist das nationale Metrologie-Institut Deutschlands mit wissenschaftlich-technischen Dienstleistungsaufgaben. Metrologie ist die Wissenschaft des Messens und ihrer Anwendungen.

Das neue Funktionsgebäude soll nach endgültiger Fertigstellung 2018 der Kalibrierung großer Bauteile für Windkraftanlagen wie Zahnrädern oder Lagerringen mit einem Durchmesser von bis zu vier Metern im Auftrag der Industrie dienen. Bisher war das nur bis zu einem Durchmesser von einem Quadratmeter möglich.

Der Neubau ist das erste von zwei Gebäuden eines neuen Kompetenzzentrums für Windenergie in der PTB. Leonhard Euler, Namensgeber des Neubaus, war ein Mathematiker und Physiker, der 1760 eine bestimmte Zahnform für Zahnräder vorschlug.

Wie ein Tuch, so die Intention der Architekten Hendrik Welp und Peter von Klitzing, legt sich die silberfarbene Haut über die drei in dem Bau integrierten Hallen. Bei der Form des Neubaus orientierten sich die Architekten an Gondeln von Windkraftanlagen, in denen Technik wie Generator und Getriebe untergebracht ist und an der die Rotorblätter befestigt sind. So fällt das Dach des Gebäudes nach hinten schräg ab.

Dieses imaginäre Tuch endet kurz über dem Boden. Sichtbar wird so ein rubinrotes Fundament. Dieselbe Farbe ist auch bei den Auskragungen der Fassade an der Giebelseite des Hauptgebäudes sowie im Eingangsbereich des Bürotraktes sichtbar. Die Farbe soll an den Edelstein Rubin erinnern. Hochwertige Rubine werden als Tastkugel bei dreidimensionalen Messungen eingesetzt.

Das Hallengebäude besteht zum einen aus dem Anlieferungstrakt. Ein 15-Tonnen-Kran hievt die zu messenden Bauteile von Lastwagen auf Transportwagen, die sich auf Schienen bewegen.

Anschließend werden die Bauteile in der zweiten Halle vorklimatisiert, die Referenztemperatur liegt bei 20 Grad Celsius. Erst in der dritten, aktiv klimatisierten Halle, von außen als niedrigster Teil erkennbar, werden die Bauteile genau vermessen. In diesem Bereich ist die Halle am tiefsten, das Messgerät steht auf in einer in eine Betongrube eingesetzten Hydraulik-Federung.