Klein Denkte. Ein Herrenhaus in Klein Denkte wird für zwei Familien in der Senkrechten geteilt.

Der alte Dreiseithof, mittendrin im rund 500 Bewohner zählenden Dorf Klein Denkte, war schon ein paar Jahre nicht mehr genutzt, als die Baufamilien Varnhorn und Kopetz/Hoff-Kopetz ihn 2015 gemeinsam erwarben. „Wir haben uns sofort in das Haus verguckt und in die weite, wellige Landschaft, die sich zwischen Wolfenbüttel und der Asse ausbreitet“, erzählt Architekt Hauke Varnhorn.

Die beiden links und rechts das Grundstück begrenzenden Wirtschaftsgebäude stammen aus den Anfangsjahren. In dem einheitlich mit roten Ziegeln gefassten zweigeschossigen Bau waren ursprünglich unter den feinen Kappengewölben Kühe und Pferde, darüber Heu, in der Fachwerkscheune auf der anderen Seite Fahrzeuge untergebracht.

Ein Vorgängerbau wurde 1933 durch das zweigeschossige Wohnhaus mit seiner vorgelagerten Veranda abgelöst. Es ist ein wohlproportionierter, hell verputzter Mauerwerksbau mit Walmdach. Die alten Fenster mit ihren grünen Fensterläden haben die Bauherren im Erdgeschoss komplett erhalten und zu modernen Kastenfenstern umgebaut, im Obergeschoss wurden sie durch Nachbauten ersetzt.

Diese Umsichtigkeit mit dem Altbestand durchzieht den ganzen Umbau des Hauses. „Wir wollten möglichst viel vom Ursprung erhalten. Neues soll erkennbar sein, aber nicht mit dem Alten in Konkurrenz treten“, berichtet Architekt Varnhorn über seine Planung.

Mit viel Gespür ging er auch beim Innenausbau vor, und es ist ihm gelungen, die räumlichen Qualitäten trotz der Aufteilung des Hauses in zwei nebeneinanderliegende Wohneinheiten zu erhalten. „Viele können sich gar nicht vorstellen, dass sich ein Bau auch in der Vertikalen trennen lässt“, berichtet Varnhorn.

Dass Konstruktion und Aufteilung des Hauses seinen Umbauplänen entgegenkam, erzählt er gerne. Es mussten keine neuen Zugänge eingebaut werden, nur für die innere Organisation im westlichen Teil des Hauses eine neue Treppe. Die Trennwand durch das Gebäude machte neue räumliche Konstellationen möglich. Während ein Teil der alten Küche im Westen zum Gästezimmer wurde, breitet sich auf der östlichen Seite auf alten Fliesen ein großzügiger Koch- und Essraum aus.

Das ursprüngliche Wohnzimmer mit alter Schiebetür ist dagegen im westlichen Hausteil ein gemütlicher Raum zum Wohnen, Kochen, Essen und Entspannen. „Architektur auf dem Land braucht keine Folklore, aber sie braucht ein Gespür für Authentizität und regionale Identität“, meint Hauke Varnhorn.