Wolfenbüttel. Ein Einfamilienhaus in Wolfenbüttel verbindet Offenheit und Rückzug.

Minimalismus in der Architektur bedeutet immer auch Perfektionismus, sei es in der Form, im Material, in der Lichtführung, in der räumlichen Abfolge und der Wegeführung im Haus. Das durch Architekt Frank Guder von Architecten gjh aus Salzgitter im Juli 2016 fertiggestellte Wohnhaus in Wolfenbüttel entspricht genau dieser geradlinigen Handschrift. Das anderthalbgeschossige Wohnhaus steht am Rande des Neubaugebietes „Über dem Okertal“ im Ortsteil Linden.

Rückzug und Aussicht sind die Themen dieses Hauses, das sich mit einem herrlichen Panoramablick auf den Brocken und die nahen Berg- und Hügellandschaften von Harz und Elm öffnet, seine Bewohner aber zugleich vor fremden Blicken abschirmt. Zur Straße bleibt der kubische Bau mit flachem Dach diskret und verschlossen, zum Garten zeigt sich das Haus großzügig und offen.

Das Grundstück in Hanglage und die nicht ganz unkomplizierten Rahmenbedingungen des Bebauungsplans, der keine Zweigeschossigkeit vorsah, machte den Bauherren anfangs Kopfzerbrechen. Die Planung, die das Büro Architecten gjh aus Salzgitter aus den Wünschen und Ideen des Bauherrn entwickelte, überzeugte jedoch sofort und fand durch die sensible Lösung, das Obergeschoss mit einer weiträumigen und eingerahmten Dachterrasse auszustatten, auch die Zustimmung der Baubehörde.

Der nicht unterkellerte Bau ist außen durch weiße und anthrazitfarbene Putzflächen und Wandscheiben aus der lebendigen Oberfläche des Wittmunder Klinkers strukturiert. Die Garage ist eingebunden in die Gebäudekubatur. Innen ergibt sich eine Raumfolge aus Entree, Arbeitszimmer, Kochen und Wohnen im Erdgeschoss.

Die geschickte Verzahnung von innen und außen dominiert den Grundriss und vor allem den zentralen Raum nach Süden. Hier gibt Weiß den Ton an. Ruhige und helle Oberflächen, dazu helle Bodenfliesen, belebend strukturiert in Industrieoptik, prägen den Raumeindruck. Der zentrale Raum vereint nicht nur Funktionen vom Wohnen und Leben, er tut das außerdem noch auf so elegante Weise, dass mit keinem Blick oder Weg das Gefühl der Enge aufkommt. Die dahinter liegende Küche ist nur durch eine schmale Wand abgesetzt und wird als Teil des Ganzen wahrgenommen. „Alles hat sich von diesem Raum abgeleitet“, erzählt Frank Guder: „Er bietet mit seinen bodentiefen Fenstern und Türen und den als Oberlichter angelegten Fensterbändern nach Osten und Westen Raum für gewünschte Privatsphäre.“

Schlichtes Eichenparkett, Betonfliesen in den Bädern, Weiß und Partien von dezenten erdigen Tönen an den Wänden bestimmen die Raumatmosphäre des Obergeschosses. Ruhe für das Auge einerseits und gleichzeitig ein großer Auftritt im Grünen.