Braunschweig. Ihre erste Ausbildung brach Zina Fiege ab. Eine schwierige Entscheidung, die die 22-Jährige aber nicht bereut.

Das Abitur geschafft, einen Ausbildungsplatz sicher. Alles ist perfekt. Oder? Ich habe nach einem Jahr Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel gemerkt, dass ich unzufrieden war, weil meine Erwartungen an die Ausbildung nicht erfüllt wurden.

Monatelang habe ich mit mir gehadert, ob ein Abbruch wirklich das Richtige wäre. Da gab es die Seite: „Mach es zu Ende, dann hast du schon mal was!“ und die andere Seite: „Brich ab, warum Zeit verschwenden?“.

Als ich mich dann für den Abbruch entschieden hatte, startete erst einmal die Auseinandersetzung mit der Kündigung – eine unangenehme Sache. Dann kurz nach dem Schulabschluss arbeitslos melden, für ein paar Euro neben dem Arbeitslosengeld im Drogeriemarkt jobben und den Freunden dabei zusehen, wie ihre Ausbildungen und Studiengänge erfolgreich weiterlaufen.

Und heute bin ich genau da, wo ich für den Moment sein will: mitten in meiner neuen Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Und den Weg dahin bereue ich nicht. Er hat mich reifer gemacht, mir Erfahrung gegeben.

Wie viel Angst muss man also wirklich vor einem Bruch im Lebenslauf haben? Ich habe einfach mal nachgefragt – und zwar bei 45 Auszubildenden, die kurz vor ihrer Abschlussprüfung stehen. Acht gaben an, dass sie schon eine Ausbildung abgebrochen haben. Vor allem aufgrund eines unangenehmen Betriebsklimas, aber auch wegen Über- beziehungsweise Unterforderung. Eindeutig ist die Antwort darauf, wie ein Ausbildungsabbruch wohl bei der nächsten Bewerbung ankommt: 71 Prozent der befragten Azubis bewerten einen Abbruch als sehr schlecht. 62 Prozent würden einem Freund in jedem Fall von einem Abbruch abraten.

Sven Streiff, Geschäftsführer des Verpackungsunternehmen Streiff und Helmold, sieht einen Ausbildungsabbruch nicht unbedingt so negativ: „Es ist immer gut seine Karriere zu planen und ein Ziel zu haben, aber ein Bruch bringt auch Lebenserfahrung. Ich finde es völlig unproblematisch, solange es nur einmal passiert. Bei zwei oder drei Abbrüchen komme ich dann aber schon ins Grübeln.“

Er empfiehlt, den Fokus auf Schnuppertage und Praktika zu legen. „Es ist wichtig, dass man sich mit den Dingen beschäftigt, bevor man sie anfängt.“ Bei der Auswahl der Bewerber werde bewusst Wert darauf gelegt, dass jemand an solchen Dingen gereift ist. Hieraus resultiere sogar ein Mehrwert, so Streiff. Die Brille sei geschärft. Für ihn sei es wichtig, dass in Bewerbungen genau diese Schwächen forciert und die eigenen Merkmale herausgestellt werden. „Ich rechne es hoch an, wenn jemand den Mut dazu hat, etwas zu beenden und sich durch einen zweiten Prozess durchkämpft.“

Anke Just, Ausbildungsberaterin bei der Industrie- und Handelskammer Braunschweig, sieht das ähnlich. „Vor allem die Eltern sollten das nötige Engagement zeigen, wenn es um die Zukunft der eigenen Kinder geht.“ Laut Just gäbe es heutzutage sehr viele Berufe und Bildungswege, so dass es dieser Generation nicht gerade leicht gemacht werde, ihren eigenen Weg zu finden. Die Informationsmöglichkeiten seien vielfältig: Es gibt Bildungsmessen, unzählige Filme und Literatur. Die für sie wichtigen Informationen könnten die jungen Leute aber nur herausfiltern, wenn sie es lernen, sich selbst zu motivieren und die Unterstützungsangebote zu nutzen.

Trotzdem solle man seine Ausbildung nicht auf Biegen und Brechen durchziehen, findet Just, sonst leide die Qualität der Ausbildung. Ihr Rat in solchen Situationen: Das Gespräch im Betrieb suchen, um eine gut überlegte Entscheidung treffen zu können.