Braunschweig. Gebäudereiniger ist ein Handwerk mit vielen möglichen Zusatzqualifizierungen bis hin zum Studium.

Zu den beliebtesten Ausbildungsberufen zählen seit Jahren Kfz-Mechatroniker, Bürokaufmann/-frau, Industriemechaniker und medizinische Fachangestellte. Gebäudereiniger wird eher selten genannt. Ein Fehler, wie Marion Presek-Haster meint. Sie ist Gebäudereinigungsmeisterin und Lehrlingswartin der Landesinnung Niedersachsen des Gebäudereiniger-Handwerks.

Die Innung hat es sich zur Aufgabe gemacht, mehr Ausbildungssuchende für den Beruf zu begeistern. „Leider herrscht oft ein falsches Bild von Möglichkeiten und Perspektiven vor“, sagt Presek-Haster. Denn die Perspektiven seien gut, die Mitarbeiter gefragt.

Dabei muss man unterscheiden zwischen der Unterhaltsreinigung zum Beispiel von Büros und Altenheimen, also Staubsaugen, Wischen, Sanitärreinigung, Papierkorbleeren, die meist von angelernten Kräften erledigt wird, und den Sonder- und Glasreinigungen, die ausgebildete Kräfte zumeist in Vollzeit vornehmen.

Weit verbreitet sei die Ansicht, dass das Lohnniveau in dem Beruf sehr niedrig sei, sagt Frank Bleitner, „dabei liegt die Einstiegsgröße bei 10 Euro Mindestlohn“. Bleitner ist Vorstand der Innung für die Region Braunschweig und Geschäftsführer der Gebäudereinigungsfirma Buttmann. Ein Geselle verdiene etwa 2400 bis 2500 Euro brutto im Monat, bei Objektleitern kämen noch leistungsbezogene Prämien hinzu. Allerdings gebe es regional erhebliche Unterschiede. Auszubildende erhalten je nach Ausbildungsjahr zwischen 670 und 950 Euro (West) und 605 und 855 Euro (Ost). Die tarifliche Bruttogrundvergütung beträgt laut Bundesinstitut für Berufsbildung 14,67 Euro pro Stunde, das mittlere monatliche Bruttoarbeitsentgelt, bei dem alle Gehälter von Ungelernten bis zu Akademikern gerechnet werden, liegt bei 1773 Euro.

„Der Ausbildungsberuf heißt zwar Gebäudereiniger, aber damit kann man nicht ansatzweise diese facettenreiche Tätigkeit beschreiben“, betont Landesinnungs-Geschäftsführer Burkhard Räcker – und erhält mit dieser Einschätzung große Zustimmung von Nils Haster. Der 20-Jährige hat im Sommer die dreijährige Lehre erfolgreich absolviert. „Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf, und man kommt viel rum. Man wird immer wieder mit neuen Aufgaben konfrontiert.“

Dabei arbeite man im Team und meist zwischen einem Tag und einer Woche an einem Projekt: „Mal steht man im Steiger in der Innenstadt, mal ist man im Stadion unterwegs, dann wieder auf dem Flughafen im Hochsicherheitsbereich“, beschreibt er seine Lehrzeit bei der Firma Haster in Langenhagen, die seiner Familie gehört. Zurzeit absolviert er auch noch die Meisterschule.

Doch damit sind noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, berichtet Bleitner: „Man kann Vorarbeiter werden und Objektleiter, der als Mittler zwischen Kunden und Unternehmen tätig ist.“ Man kann zum Abteilungsleiter aufsteigen, es gibt Zusatzqualifizierungen der Innung. Man kann den Fachwirt für Reinigungs- und Hygienetechnik machen oder Hygienemanagement sowie Reinigungs- und Hygienemanagement studieren.

Technische, chemische und physikalische Kenntnisse und Interessen sind wichtig, um Wirkung und Anwendung von Reinigungsmitteln beurteilen zu können. Die Betriebe verlangen meist einen guten Hauptschulabschluss, „aber es geht auch ohne“, sagt Räcker. „Und am Ende steht ein sicherer Arbeitsplatz, auf dem man sich weiterentwickeln kann.“ Dem stimmt auch Presek-Haster zu und ergänzt: „Es gibt keine arbeitslosen Gebäudereiniger.“ Das allerdings widerspricht den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die rund 14 000 Arbeitssuchende im Bereich Gebäudereiniger und 3700 unbesetzte Stellen verzeichnet (siehe Faktenkasten).

Nils Haster jedenfalls kann sich vorstellen, sich zusätzlich zum Betriebswirt im Handwerk ausbilden zu lassen oder noch zu studieren. Das soll aber nicht sofort im Anschluss geschehen. „Ich will jetzt erstmal praktische Erfahrungen sammeln“, sagt er. Immer das große Ziel vor Augen: Später den Familienbetrieb zu übernehmen.