Hannover. Ob man den zweiten Abschluss braucht, hängt auch vom beruflichen Ziel ab.

Als zahlreiche europäische Bildungsminister 1999 die Bologna-Erklärung unterzeichneten, lautete das politische Ziel: Drei Jahre Bachelorstudium sind die Regel, nur ein Drittel der Absolventen soll den Master machen. Die Realität sieht jedoch anders aus: „75 Prozent der Bachelorabsolventen studieren weiter“, sagt Kolja Briedis vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Qualifiziert der Bachelor also für das Berufsleben? Oder ist der Master in jedem Fall ein Muss?

1Wo reicht der Bachelor? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, welche beruflichen Ziele man verfolgt und in welcher Branche man zukünftig arbeiten möchte. Informatiker finden auch ohne Master problemlos eine Stelle, da es nicht genügend Fachkräfte gibt, sagt Briedis. Wer mit einem Bachelor in Betriebswirtschaftslehre im Vertrieb oder in der Buchhaltung arbeiten möchte, habe ebenfalls gute Chancen.

Auch im Sozialwesen komme man mit dem Bachelor weiter, sagt Briedis – etwa in der Kinder- und Jugendarbeit. Wichtig ist es, dass Studenten sich vorher genau über die Voraussetzungen in ihrem angestrebten Beruf informieren. Dazu können sie entsprechende Stellenanzeigen lesen und mit Personen sprechen, die bereits in dem Job arbeiten.

2Wo braucht man einen Master? „Wenn man eine Führungsposition anstrebt oder in den höheren Dienst möchte, reicht der Bachelor nicht aus“, sagt die Laufbahnberaterin Julia Funke. Auch in den Naturwissenschaften sei der Master Standard, ergänzt Briedis. Vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung habe man ohne ihn keine Chance. Auch in den Geisteswissenschaften wird der Einstieg in das Berufsleben mit dem Bachelor oft zum Problem: „Ein Viertel der Bachelorabsolventen in den Geisteswissenschaften ist nach einem Bachelorabschluss inadäquat beschäftigt“, sagt Briedis. Damit sind Jobs gemeint, die wenig oder gar nichts mit dem Inhalt des Studiums zu tun haben. Bewerber, die nur einen Hochschulabschluss, aber keine praktischen Erfahrungen vorweisen können, haben es in den Geistes- und Sozialwissenschaften jedoch generell schwer.

3Zahlt sich der Master aus? „Bachelorabsolventen verdienen im Durchschnitt 45 875 Euro brutto jährlich in den ersten drei Jahren nach dem Abschluss, Masterabsolventen 54 137 Euro“, schildert Artur Jagiello, Sprecher der Vergütungsberatung Compensation Partner. Bei der Berechnung dieser Durchschnittswerte werden die Gehälter aller Fächer zusammengenommen. In einzelnen Fächern kann es daher starke Abweichungen geben. Ein Master kann das Gehalt in den ersten Berufsjahren um 2500 (Werbung/Public Relations) bis zu circa 8000 Euro (Gesundheitswesen) brutto pro Jahr erhöhen. Starke Abweichungen sind auch hier möglich.

4Worauf beim Master achten? Das weiterführende Masterstudium vertieft Fachkenntnisse in einem bestimmten Bereich. Er legt den Absolventen daher in gewisser Weise auf ein Thema fest. Die Entscheidung für einen bestimmten Master sollte daher sehr gut überlegt sein. Wer noch nicht genau weiß, was er machen möchte, sammelt am besten erst einmal Berufserfahrung. „Wenn man Praxiskontakt hatte, kann man häufig viel besser entscheiden, welchen Master man machen will“, sagt Funke. Wichtig ist außerdem, sich rechtzeitig zu kümmern. In der Regel bedeutet das, sich mindestens ein Jahr im Voraus über Studienmöglichkeiten zu informieren. dpa