Braunschweig. Studierende Eltern stehen vor besonderen Herausforderungen – aber es gibt Hilfen.

Die Tage von Angelika Kramer sind komplett durchorganisiert. Die 29-Jährige studiert im 5. Semester Psychologie an der Technischen Universität (TU) Braunschweig und muss für das Studium Vorlesungen besuchen, Seminare belegen, Praktika machen und Prüfungen ablegen. Und sie muss sich außerdem um ihren Sohn Malte, anderthalb Jahre alt, kümmern.

Mit Kind ein Studium zu absolvieren, ist eine besondere Herausforderung. Fünf Prozent aller Studierenden haben Kinder, ergab die 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Studierende mit Kind im Erststudium sind durchschnittlich 31 Jahre alt und damit 7,6 Jahre älter als ihre kinderlosen Kommilitonen.

Auch Angelika Kramer ist älter als die meisten ihrer Mitstudenten. Das liegt allerdings nicht nur an Sohn Malte, für den sie zwei Semester pausierte. Sie hatte zunächst eine Ausbildung absolviert und war danach im Ausland, bevor sie sich entschloss zu studieren.

Das ist aus der Erfahrung von Anne-Christin Eggers, der Referentin Familienbüro der TU, eher die Regel: „Studierende mit Kind haben oft etwas buntere Lebenswege.“ Und: „Studierende Eltern müssen ihre Zeit managen und sind oft sehr gut organisiert.“ Das wichtigste Thema sei die Betreuung der Kinder – hier habe sich aber sehr viel getan. So bietet das Studentenwerk in Braunschweig in zwei Krippen insgesamt 60 Betreuungsplätze an sowie 15 Belegplätze in einer weiteren Krippe, für die Ostfalia in Wolfenbüttel gibt es ebenfalls eine Kita, in Wolfsburg Belegplätze.

„Studierende Eltern brauchen eine große Flexibilität bei der Betreuung, schließlich haben sie keine festen Arbeitszeiten“, sagt Jan Schwarz. Der Leiter der beiden Braunschweiger Krippen des Studentenwerks Ostniedersachsen kennt die besonderen Herausforderungen für die Eltern seiner Krippen-Kinder: „Hinzu kommt, dass sich der Stundenplan von Semester zu Semester ändert und oft auch sehr lange Betreuungszeiten nötig sind.“ Für außergewöhnliche Phasen wie die Prüfungszeit bietet das Studentenwerk eine zusätzliche flexible Betreuung an.

Und auch die Hochschulen selbst tun einiges, damit ein Studium mit Kind gelingen kann. So gibt es an der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste Stillräume, an der TU und der Ostfalia zusätzlich Eltern-Kind-Räume, in denen man auch lernen kann. Fast schon Standard sind sogenannte Babybags, die sämtliche Informationen zum Thema Studieren mit Kind zusammenfassen – von Wohnheimen mit Familienwohnungen über Bafög-Förderungen, Ansprechpartner bei Studentenwerk und Hochschulen bis hin zum Hinweis auf den „Piepmampf-Pass“, mit dem Kinder bis zehn Jahre in der Mensa für einen Euro essen können.

Besondere Bedeutung hat auch der Umgang der Dozenten mit den Bedürfnissen der studierenden Eltern. „Die Dozenten sind oft sehr aufgeschlossen, es gibt zum Beispiel Sonderregelungen für die Prüfungsform, so dass vielleicht eine Hausarbeit statt einer Klausur anerkannt wird“, hat Sinica Quaranta, die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte an der Ostfalia, beobachtet. Den Eindruck hat auch Anne-Christin Eggers von der TU: „Da gibt es zwar noch immer ein paar schwarze Schafe, aber insgesamt haben wir eine sehr positive Entwicklung durchgemacht.“

Man müsse allerdings manchmal schon sehr hartnäckig sein, sagt Angelika Kramer. „Viele wissen nicht, was für ein Spagat ein Studium mit Kind ist.“ Aber sie fühlt sich gut unterstützt: „Das Familienbüro ist super, das Kind ist in der Krippe gut aufgehoben. Und ich mache das Studium total gern.“