Neuburg an der Donau. Die Formel der Elektrorennwagen boomt. Mit Audi ist der erste deutsche Hersteller dabei – BMW, Mercedes und Porsche werden folgen.

Spielzeugautos oder ernsthafter Motorsport? Vor drei Jahren wurde die Formel E nach ihrer Premiere in Peking noch belächelt und verspottet. Rennwagen mit Elektromotor? „Öde“, „einfach Käse“ oder „kein ernsthaftes Racing“ – So lauteten die Kommentare von PS-Traditionalisten wie Sebastian Vettel oder Niki Lauda. Doch inzwischen ist der Wandel da. Die Formel E wird akzeptiert. Mehr noch: Sie ist emanzipiert und trifft den Zeitgeist, sie bietet spannenden Sport und höchst anspruchsvolle Technik.

Die neue Saison 2018 beginnt bereits am 2. Dezember mit dem ersten Lauf in Hongkong. Und

Audi ist nun der erste deutsche Hersteller, der in der Formel E mit Werkswagen antritt. Gerade wurden sie im Audi-Testzentrum in Neuburg/Donau präsentiert.

Renault und Jaguar sind im Championat der Stromer schon dabei. Aber auch BMW, Mercedes und Porsche haben angekündigt: „Wir werden kommen“. Die Formel E kann natürlich nicht mit der Formel 1 und ihren 1000 PS-Boliden mithalten. Die beiden Meisterschafts-Serien sind auch nicht vergleichbar. Die Formel E ist völlig anders, doch auf spezielle Art ebenfalls faszinierend.

Die Elektro-Renner, die „obergeil aussehen“ (so Nico Rosberg), leisten maximal 280 PS, wiegen 900 Kilo und erreichen eine Spitze von etwa 225 km/h. Für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h vergehen vier Sekunden. Das ist respektabel, garantiert auch harte Duelle, ist aber Lichtjahre von der Potenz der 350 km/h schnellen Formel-1-Rennern entfernt.

Doch ein ganz besonderer Faktor prägt die Formel E: Die Rennwagen surren so leise wie eine

Küchenmaschine. Das teilweise irre Motorengeheul, das die Auftritte der Rennwagen mit Verbrennungsmotoren seit ewigen Zeiten begleitet, gibt es hier nicht.

Keine Frage: Der Sound hochdrehender Zehnzylinder oder der V6-Turbos hat seine Reize. Der Motorenlärm beschert dem Rennsport ein „gewisses Etwas“ und eine aufreizende, aufregende Note. Da ist die Stille bei einem

E-Grand-Prix – sagen wir mal – für manche Fans wohl ziemlich gewöhnungsbedürftig. Aber gerade dieser Faktor bescherte der E-Meisterschaft auch ein grandioses Geschenk: Die Formel E darf mitten hinein in die glitzernden Metropolen. Kein Lärm, kein Abgas – da sind die Behörden weltweit bereit, großzügig Genehmigungen für Events in der City zu geben.

Was die Formel 1 liebend gern hätte, ist für die Formel E die Norm: Rennen im Herzen von Megastädten wie Sao Paulo, Mexiko-City, Paris, Rom, Montreal und selbst in New York – mit der Skyline von Manhattan als Kulisse. Auch in Berlin wird 2018 ein Meisterschaftslauf stattfinden. Am

19. Mai auf dem legendären ehemaligen Flughafen Tempelhof.

Welche Fahrer in den Cockpits sitzen? Exzellente Piloten, die schon in der Formel 1 fuhren, in der DTM, in der Sportwagen-WM und in Le Mans. Also Routiniers, wie Nick Heidfeld (186 Formel 1-Rennen), Sebastian Buemi (Ex-Formel 1-Pilot), Loic Duval

(Le-Mans-Gewinner 2013), Nicolas Prost (Europameister der Formel 3000), Nelson Piquet junior (bis 2009 in der Formel 1) oder auch die DTM-Crack Maro Engel.

Der beiden Elektro-Rennwagen von Audi mit dem Typennamen „e-tron FE04“ werden in der kommenden Saison gefahren

von dem amtierenden Formel

E-Champion Lucas di Grassi aus Brasilien und von dem jungen Allgäuer Daniel Abt.

40 Jahre ist Audi schon im Motorsport erfolgreich; in der Rallye-WM, in der DTM, in der Imsa-Serie in USA, in der Sportwagen-WM und vor allem in Le Mans. Nun beginnt ein neues Kapitel.

„Wir gehen in die Formel E mit dem Ziel, ganz neue Technologien für die Serie zu erproben und weiterzuentwickeln“, betonte Peter Mertens, Audi-Technikvorstand. „Unser erstes Formel-Auto ist ein Vorbote der Produktoffensive im Bereich der Elektromobilität.“ Audi will bis 2025 mehr als 20

E-Modelle für die Straße anbieten, darunter Plug-in-Hybride und rein elektrische Mobile.