Coventry. Mit viel Platz im Kofferraum und schickem Heck soll der Sportbrake die lahme Jaguar-Baureihe XF beflügeln.

Eigentlich dürfte es ein Auto wie den XF Sportbrake nicht geben. Denn als die Autobauer bei Jaguar vor zwei Jahren die neue Generation ihrer Limousine lanciert haben, hatten sie das Comeback des Kombis ausgeschlossen und Kunden mit erhöhtem Platzbedarf und mehr Freizeit auf den Geländewagen F-Pace verwiesen. Doch nun kommt der Lifestyle-Laster doch, startet im Oktober zu Preisen ab 43 960 Euro. Die offiziellen Gründe für diesen Sinneswandel sind die frei gewordenen Kapazitäten in der Entwicklungsabteilung und die Nachfrage der Märkte, die offenbar langsamer auf das SUV schwenken als erwartet. Die eigentlichen Ursachen dürften indes andere sein: Während Jaguar mit der Produktion des F-Pace kaum hinterherkommt, steht sich der XF bei den Händlern die Reifen platt und schafft es in der Zulassungsstatistik kaum über die Wahrnehmungsschwelle. Deshalb musste jetzt offenbar eilig der Sportbrake her, um die Fertigungslinie auszulasten.

Der Vierzylinder mobilisiert 240 PS

Obwohl der Kombi augenscheinlich aus der Not geboren wurde, wirkt der XF Sportbrake ausgesprochen stimmig. Denn das Heck fügt sich nahtlos ins Bild: Das lange Dach fällt in einer schönen Coupé-Linie, die neuen, schlankeren Rückleuchten erinnern geschickt an den F-Pace, und die ganze Kehrseite läuft so elegant zusammen, dass man dem Sportbrake viel lieber hinterher schaut als bei der ersten Auflage.

Im Kofferraum zeigen sich die Engländer beim Sportbrake von ihrer einladenden Seite. So bietet das Auto bei voller Bestuhlung 565 Liter Volumen Stauraum. Erst wenn man die Rückbank umlegt, stößt man an Grenzen. Nicht, weil die dann 1700 Liter zu wenig wären. Sondern, weil man partout nicht weiß, wohin mit den beiden Kassetten für die Kofferraumabdeckung und das separate Trennnetz. Anders als im BMW-Fünfer Touring gibt es im Souterrain des Kofferraums keinen Platz, muss Projektleiter Alan Hill einräumen. „Dafür hätten wir den Kombi von Anfang an mit einplanen müssen. Nachträglich wären die Änderungen an der Aluminium-Architektur zu aufwendig und zu teuer.“

Dagegen profitieren die Hinterbänkler vom neuen Aufbau: Sie genießen unter dem längsten Panoramadach in der Autowelt mehr Kopffreiheit und können durch den größeren Türausschnitt leichter einsteigen.

Der 2,0 Liter große Vierzylinder mobilisiert 240 PS/177 kW und 500 Nm. Vom Allradantrieb im Zaum gehalten, beschleunigt er in 6,7 Sekunden von null auf 100. Im Ringen mit Audi A6 Avant, BMW-Fünfer Touring oder dem T-Modell der Mercedes E-Klasse mag der Sportbrake den Kürzeren ziehen, weil der Audi edler ist, der BMW agiler fährt und der Mercedes mehr Platz bietet. Doch in der Jaguar-Palette gebührt ihm eine Sonderstellung: Er ist nicht nur eleganter als ein F-Pace und trotz der 2500 Euro Aufpreis zur Limousine deutlich billiger, sondern er ist auch der Beweis eines besonderen Geschmacks: Zeigt man mit dem Kombi doch Eigensinn und macht ihn so zur besseren SUV-Alternative.