Braunschweig. Der VW-Beetle ist als Cabriolet nach wie vor gefragt, doch das Coupé wird inzwischen in Deutschland nicht mehr angeboten.

Für die Digital-
isierungskünstler im Silicon Valley und für die Designer oder Entwickler bei VW und anderen Konzernen, die das autonome Auto planen, finden Cabrios sicherlich gar nicht mehr statt. Sie sind einfach von gestern. Und uncool vielleicht sowieso. Aber stirbt diese Cabrio-Spezies deshalb ganz aus? Vorerst sicher nicht.

Autos ohne Dach gehen auf jene Zeit zurück, als die Autos gerade laufen lernten und eigentlich eher motorisierte Kutschen waren. Doch diese „Oben-ohne-Mobile“, die so um 1900 über unsere Straßen rumpelten, sind zur Überraschung vieler damaliger Fachleute nicht ausgestorben. Mehr noch: Sie bilden bis heute einen strammen, wenn auch in Deutschland leicht rückläufigen Markt.

Ein Hauch von Oldtimer-Charme

Heitere Gedanken wehen heran, als ich im Beetle-Cabrio durch das Harzvorland fahre; mit Cabrios fährt man ja ohnehin genussvoll langsam! Der milde Fahrtwind trägt den Duft von Korn, Blüten, Dung und feuchter Erde heran, und über mir wölbt sich der blaue Himmel mit wattig-weißen Wolken. Was für ein Fahrvergnügen!

Es stimmt schon, was im Magazin „auto, motor und sport“ vor Kurzem zu lesen war: „Während die digitalen Vordenker unsere Zukunft programmieren, genießen analoge Hinterwäldler die Gegenwart von ihrer schönsten Seite“.

Das Beetle-Cabrio ist sympathisch und erfrischend „un-hip“, mit einem Hauch von Oldtimer. Allein das Öffnen des Daches. Auf Knopfdruck stapelt sich innerhalb von zehn Sekunden eine Stoff-Ziehharmonika auf der Heckpartie, dann muss allerdings – behördliche Vorschrift – auch noch eine Persenning darüber gefummelt werden. Etwas umständlich.

Dafür fährt sich das Beetle-Cabrio fantastisch und bietet alle Qualitäten, die einen Volkswagen auszeichnen. Ein Spaßmobil – mit allen erdenklichen Extras, natürlich auch in Bezug auf Infotainment. Die Kosten liegen bei rund 20 000 Euro aufwärts.

Dies Cabriolet findet hier – wie in anderen Ländern – nach wie vor Liebhaber. Aber das Beetle-Coupé wird nicht mehr in Deutschland verkauft. Das Kundeninteresse ist verebbt. Ob VW auch das Frischluft-Modell in absehbarer Zeit vom Markt nehmen wird, ist noch unklar, aber nicht völlig ausgeschlossen. Das Ende wäre bedauerlich; denn das Beetle-Cabrio ist ein Stück VW-Historie und besticht speziell durch seine Unverwechselbarkeit.

1998 hatte der Beetle Premiere

Das mag ein Anlass dafür sein, zurück zu schauen auf die Historie. 1998 zelebrierte Ferdinand Piëch die Premiere dieses Typs, der damals den emotionalen Bogen zu seinem Ahnen schlagen sollte, dem guten, alten VW-Käfer. Retro-Look nannte man Ende der 1990er-Jahre diesen Trend, dem auch andere Hersteller folgten. BMW wagte die Wiederbelebung des Mini. Und das wurde – entgegen vieler Prognosen – ein ganz großer Erfolg. Bis heute.

Beim Beetle war das etwas anders. Er schlug nicht ein wie erhofft. Die Absatzzahlen schwächelten von Anfang an. Zwar galt das Vorbild – der Käfer – als ein Kultauto, das war er jedoch erst nach dem Ende der deutschen Produktion (1978) geworden. Der Mini hingegen war schon während seiner Bauzeit kultig und verströmte einen gewissen jugendlich-rebellischen Touch von „Swinging London“. Ein derartiges Aroma konnte der Beetle nicht bieten. Keine Frage: Er war originell (allein mit seiner Blumenvase am Armaturenbrett), aber leider eben auch nur ein Zweitürer und damit längst nicht so praktisch wie ein modernes Kompaktauto. Der New Beetle (so der ursprüngliche Name) wurde später nochmals zum VW-Beetle modernisiert, aber es half alles nichts: Ein Bestseller wurde er nicht.

Hahn polierte den Namen Käfer

Wie der Name Beetle zustande kam? Diese Bezeichnung fand sich erstmals am 3. Juli 1938 in einem Bericht der „New York Times“. Etwas abschätzig wurde das neue Wolfsburger „KdF-Auto“, diese Konstruktion von Ferdinand Porsche, als Beetle (zu deutsch: Käfer) bezeichnet. Als jedoch 1958 Carl-Horst Hahn Chef von VW-Amerika wurde und höchst originelle Werbekampagnen startete, ließ er den Namen Käfer beleben und mit neuem Inhalt erfüllen. Das kugelige Auto wurde plötzlich zum Sympathieträger in den USA und der Name „Käfer“ wandelte sich danach weltweit zum Synonym für ein zuverlässiges, billiges, praktisches Auto (Slogan: „Er läuft und läuft und läuft“).

2003 lief in Puebla/Mexiko der letzte von 21,5 Millionen Exemplaren des Käfers vom Band. Das Ende einer Legende, die der Beetle eigentlich fortsetzen sollte.