Wolfsburg. Mit dem Erdgas-Antrieb schlummert eine Technik in den Regalen, die viel ausbaufähiges Potenzial bietet.

Den Diesel wird es weiterhin geben, darin sind sich fast alle Motorexperten, die sich kürzlich zu ihrem alljährlichen Symposium in Wien versammelten, einig. Gleichzeitig steht aber fest: Nur mit Otto- und Selbstzündermotoren geht es auch nicht weiter. Die Alternativen für die Zukunft heißen allerdings nicht nur Strom oder Wasserstoff. Auch der Erdgasmotor rückt in diesen Tagen wieder in den Fokus. Anders als der Elektroantrieb steckt die CNG-Technik nicht mehr in den Kinderschuhen und kann durchaus einiges zur Verbesserung der CO2-Bilanz beitragen.

Audi besitzt Windräder

in der Nordsee

Zwar gehört Erdgas wie Benzin und Diesel auch zu den fossilen Brennstoffen, doch ist der CO2-Ausstoß bei der Gasverbrennung im Auto niedriger als bei Öl. Vor allem aber lässt sich Erdgas, also Methan, auch synthetisch herstellen – und zwar regenerativ aus Biomasse. Die CO2-Belastung sinkt dadurch etwa auf ein Viertel der herkömmlichen Treibstoffe.

Noch niedriger liegt sie beim sogenannten E-Gas, also bei aus Strom gewonnenem Methan. Wie das geht, demonstriert unter anderem Audi: Der Ingolstädter Autobauer nennt ein paar Windräder in der Nordsee sein Eigen und wandelt den dadurch gewonnenen Strom in einer Power-to-Gas-Anlage zunächst in Wasserstoff und dann in Methan um. Das senkt in der Gesamtbilanz den CO2-Ausstoß noch mal um etwa die Hälfte.

Warum sich die effiziente Antriebsart noch nicht stärker durchgesetzt hat, ist selbst Fachleuten ein Rätsel – bietet sie doch neben der besseren CO2-Bilanz noch weitere Vorteile: Der Liter Benzin kostet derzeit etwa 1,35 Euro, der Dieselpreis liegt bei
1,12 Euro. Ein Kilogramm Erdgas bester Qualität (man unterscheidet hier zwischen H- und L-Gas) ist dagegen für gut 1,08 Euro zu haben. Und: Die Energiedichte eines Erdgaskilogramms liegt deutlich über der eines Liters Benzin oder Diesel.

Beim neuen Polo beispielsweise, der Ende des Jahres auf den Markt kommt, schlagen die Kraftstoffkosten mit Erdgasantrieb nur noch mit drei Euro pro 100 Kilometer zu Buche. Allerdings: Im Vergleich zu einem ähnlich starken konventionellen Motor betragen die Aufpreise für den Erdgas-Antrieb landläufig bis zu 2000 Euro. Da muss man schon einige Zehntausend Kilometer zurücklegen, um die Extraausgabe wieder hereinzufahren. Dafür ist das Angebot inzwischen ganz ordentlich. Allein im VW-Konzern finden sich zahlreiche Gasautos, vom kleinen Up bis hin zum stattlichen Audi A5.

In Sachen Fahrverhalten unterscheidet sich der flüchtige Treibstoff auch nicht mehr von Benzin und Diesel. Moderne Ottomotoren verbrennen Erdgas genauso geschmeidig, sind ausreichend stark und laufen leise.