Dearborn. Der Ford Raptor ist ein hochgradig unvernünftiger US-Pick-up. Trotzdem hat er auch bei uns Fans.

Der Schlamm spritzt meterhoch, das ganze Auto strotzt vor Dreck. In jedem normalen Sportwagen wäre das ein Albtraum. Doch der Ford Raptor ist kein normaler Sportwagen. Sondern der kraftstrotzende Ableger des F-150 und genau für solch eine Sauerei gemacht.

Wo schon das Grundmodell des Pick-ups mit seinem derben Charme seit Jahrzehnten die
amerikanische Zulassungsstatistik anführt, wird er als Raptor aus der Ford Performance Sparte zur ultimativen Power-Pritsche für verhinderte Rennfahrer. Möglich macht das der drei Liter große V6-Turbo aus dem Supersportwagen Ford GT, der im Pick-up immer noch auf 450 PS und vor allem auf 691 Nm Drehmoment kommt.

Zum mächtigen Motor mit dem gewaltigen Sound gibt es ein stark modifiziertes Fahrwerk mit größerer Bodenfreiheit und längeren Federwegen sowie einen zuschaltbaren Allradantrieb. Neben der üblichen Untersetzung und einem ernsthaften Offroad-Programm bietet der Super-Pick-up deshalb auch spezielle Set-ups für Schlamm, Schnee oder Sand.

Spitzentempo von 170 km/h

fühlt sich deutlich schneller an

Wer einmal ein schweres Vehikel von 5,90 Metern mit dem Gasfuß gelenkt hat, der weiß, wie heiß einem dabei werden kann. Wo der F-150 sonst ein eher gemütlicher Kerl ist, der weite Bögen liebt und seine Abenteuer bevorzugt im Bummeltempo absolviert, fühlt er sich unter Dampf plötzlich umso agiler und aggressiver an. Das Fahrgefühl ist einmalig. Man thront über der Straße wie auf einem Hochsitz. Die Rennfedern mit ihren langen Wegen geben trotz der sportlichen Härte großzügig nach.

Wenn die 691 Nm Drehmoment die gut zwei Tonnen in kaum mehr als fünf Sekunden auf Tempo 100 wuchten, beginnt man an der Trägheit der Masse zu zweifeln. Und wenn bei 170 km/h die Elektronik mit Rücksicht auf die grobstolligen Spezialreifen die Reißleine zieht, fühlt sich das schneller an als die 266 km/h im Focus RS.

Es gibt aber neben der Wucht dieser Eindrücke noch etwas, das den Raptor grundlegend von jedem anderen Sportwagen unterscheidet: das Platzangebot. Wo man sich in einem Porsche hinter dem Lenkrad kleinmachen und mit filigranen Bedienelementen arrangieren muss, schwelgt man hier in einem großzügigen Sessel, das Lenkrad ist griffig und der Wählhebel für die Zehn-Gang-Automatik wirkt dick und schwer wie der Kopf eines Baseballschlägers. Statt einer winzigen Rückbank bietet der Raptor ausreichend Platz für Freunde und Familie.

In Amerika ist der Raptor unter 50 000 Dollar zu haben. Selbst mit allen verfügbaren Extras kommen nicht mehr als 70 000 Dollar zusammen. Allerdings wird Ford den Raptor offiziell nicht nach Deutschland exportieren. Doch es gibt freie Importeure, die den US-Giganten nach Europa und zu uns nach Deutschland holen. Zwar steigt der Preis dann schnell mal auf knapp 100 000 Euro. Dafür schindet man mit diesem Ford aber auch mehr Aufmerksamkeit als mit jedem Ferrari – selbst wenn man den Schlamm von der Karosserie heruntergewaschen hat.