Palma. Volkswagens Nummer 1-Auto ist jetzt auch elektrisch „spitze“.

Schon wieder Testfahrten auf Mallorca? Ja, das ist für VW eine Frage der Effizienz (gleicher Ort, diverse Modelle), und es unterstützt die Sparmaßnahmen des Konzerns. Die Insel bietet jetzt nicht nur leere Straßen, niedrigere Preise und eine relativ billige Anreise, sondern garantiert auch Frühlingswetter, das winterliche Überraschungen ausschließt. Vor kurzem war dort der aufgefrischte Golf VII zu testen, jetzt die speziellen Typen GTI, Golf R, Golf GTE (Hybrid) und vor allem der neue E-Golf – also das Modell, das in dieser Zeit der Elektro-Begeisterung (fast Hysterie) besonders viel Aufmerksamkeit erregt.

Echte Reichweite: 220 Kilometer

Die Golf-Elektro-Variante wurde intensiv weiterentwickelt und bietet nun eine deutlich bessere Batterieleistung (Lithium-Ionen), die nach dem europäischen Fahrzyklus NEFZ 300 Kilometer Reichweite ermöglicht. Das ist indes ein Normwert. Im echten Leben – also unter normalen Fahrbedingungen – sind 220 Kilometer möglich. Und damit könnten Pendler, die im Schnitt 50 bis 70 Kilometer am Tag fahren, gut auskommen. Wäre da nur nicht der hohe Preis für den E-Golf von knapp 35 900 Euro, die sich durch die Wahl wichtiger Extras leicht auch noch auf über 40 000 Euro hochschrauben.

Der Fahreindruck? Qualität, Ausstattung, Fahrverhalten, Sicherheit, Assistenzsysteme – alles wie gehabt. Golf bleibt Golf. Also top. Aber der neue E-Golf ist im Gegensatz zu früheren Wolfsburger Stromern (den ersten VW-E-Typ testeten wir vor 30 Jahren!) nun ein ziemlich vollwertiges Auto. 150 km/h sind als Spitze locker drin, und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h liegt bei 9,6 Sekunden. Stolze 136 PS/100 kW leistet die Antriebseinheit, die im offiziellen VW-Jargon so heißt: „Permanentmagneterregte Synchronmaschine“ (PSM).

Natürlich ist das „E-Fahren“ noch immer etwas gewöhnungsbedürftig. Druck auf den Anlasserknopf und – es ist rein gar nichts zu hören. Man tritt aufs Gas – wunderbar leise setzt sich die Limousine in Bewegung. Und zwar ordentlich flott (Drehmoment knapp 300 Nm). Merkwürdig: Es dringen nur Geräusche ans Ohr, die ansonsten – in Autos mit Verbrennungsmotoren – kaum zu hören waren. Etwa das Abroll-Grollen der Reifen, das Pfeifen des Fahrtwindes und das gelegentliche Poltern des Fahrwerks auf unebener Straße. Wer allerdings den Sound eines GTI oder eines V8-Motors braucht, der sitzt hier natürlich im falschen Cockpit.

Sonst alles im grünen Bereich? Nun, nicht ganz. Es bleibt natürlich das Problem des Ladevorgangs. In der heimischen Garage würde das komplette „Auftanken“ an der Normal-Steckdose (2,3 kW) maximal 17 Stunden dauern. Örtliche Ladestationen (mit 7,2 kW) können zumindest
80 Prozent der Akku-Kapazität in etwas über vier Stunden in die Batterie drücken. Aber nur, sofern man eine Ladestation findet – und die dann auch frei ist! Ja, es bleiben immer noch viele, viele Unwägbarkeiten. Und Fragen wie diese: Wie lange hält eigentlich eine Batterie? Wie wird die Entsorgung dieses Sondermülls geregelt? Steigt vielleicht der Strompreis?

Bei der Hochvolt-Batteriekapazität im E-Golf kostet eine Voll-Ladung zurzeit knapp elf Euro. Und damit kommt man – je nach Fahrstil und Nutzung von Nebenverbrauchern (Radio, Klimaanlage) – etwa 200 Kilometer weit.

Nachfrage? Eher schleppend

Politisch ist die E-Mobilität gewollt. Doch die Nachfrage ist mäßig – trotz der 4000 Euro Förderprämie. Eine subjektive Meinung? Es wird lange dauern, bis fünf Prozent echte Stromer als Cityflitzer über die Straßen rollen. Dagegen haben Hybrid-Autos eher gute Chancen. Aber – machen wir uns nichts vor: Benziner und Diesel werden noch Jahrzehnte dominieren. Erst in ferner Zukunft dürfte dann der Wasserstoffantrieb kommen; denn echte Elektro-Autos können unsere Umweltprobleme nur zu einem Teil lösen.