Stuttgart. Mercedes propagiert mit seinem Coupé die luxuriöse Leichtigkeit des Fahrens. Auch ein Cabrio ist in Planung.

„Daybreak“, Morgendämmerung – der Name für das Raumparfüm im neuen Coupé der E-Klasse ist bei Mercedes auch ein Stück weit Programm. Denn wenn der Zweitürer ab dem 18. März die Modellfamilie ergänzt, will er die Business-Elite mit dem süßen Duft der Unvernunft tatsächlich in die schwermütige Pause locken und zumindest für ein paar Kilometer vom geschäftigen Treiben in den Führungsetagen ablenken.

Wer für das anfängliche Einstiegsmodell E 200 mindestens 49 052 Euro überweist, zahlt zwar 6000 Euro mehr als für die Grundversion der vergleichbaren Limousine, wird dafür aber auch mit einer besonders luxuriösen Leichtigkeit des Fahrens entschädigt. Das beginnt beim Design, das die Sindelfinger Schönfärber noch weiter reduziert und damit unverwechselbarer gemacht haben. Weniger Kanten, dafür mehr Konturen, Licht und Schatten formen die Flächen und lassen das Coupé wie eine Skulptur auf Rädern wirken – nur dass es bereits im Stand nach Speed aussieht. Zuletzt eher in der C-Klasse zu Hause, nutzt das Coupé auch die Plattform der E-Klasse und wird entsprechend größer: Die Länge (4,83 Meter) wächst um zwölf und der Radstand um elf Zentimeter, und auch in der Breite legt das Coupé um sieben Zentimeter zu. Nachdem die E-Klasse mit ihrem Cinemascope-Cockpit ohnehin schon verspielter als die Konkurrenz aus München oder Ingolstadt auftritt, unterstreichen nun funkelnde Lüfterdüsen den Abstand zum Büroalltag. Es gibt sehr auffällige Zierkonsolen und so progressive Farbwelten, dass die Designer lange mit dem Vorstand darum ringen mussten. Selbst der sonst so schnöde Zündschlüssel wirkt plötzlich wie ein Schmuckstück.

Wo es sonst um ein möglichst entspanntes Ankommen geht, kann die Fahrt im Coupé gar nicht lange genug dauern. Und wie es sich für einen Gran Turismo gehört, wird plötzlich der Weg wieder zum Ziel. Natürlich verstärkt sich dieser Effekt mit der Motorleistung. Man kann sich schon sauf die AMG-Modelle freuen.

Doch wer nicht auf E 43 oder E 63 warten will, der ist auch mit dem E 400 gut bedient. 333 PS und bis zu 480 Nm, eine schnelle Neungang-Automatik und zumindest im Dynamic-Modus ein gieriges Knurren: So wird von null auf 100 in 5,3 Sekunden beschleunigt und mühelos das
250-km/h-Limit bei Vollgas erreicht. Der serienmäßige Allradantrieb sorgt dafür, dass sich unter die Glückshormone nicht allzu viel stressbedingtes Adrenalin mischt. Neben dem mindestens 64 807 Euro teuren Top-Modell hat Mercedes zum Start als weitere Benziner den E 200 mit 184 und den E 300 mit 245 PS sowie für die treuen Dieselfans einen 194 PS starken E 220 d im Angebot. Damit sinkt der Preis auf bis zu 49 051 Euro und der Normverbrauch laut Herstellerangaben von 8,1 auf 4,0 Liter – ein bisschen Vernunft muss bei all dem Vergnügen wohl sein.

Zwar verschieben sich die Prioritäten bei der E-Klasse schon mit dem Coupé vom Geschäft zum Fahrspaß. Doch ist der Gipfel damit noch nicht erreicht. Den erklimmt der zweitürige Benz erst im Spätsommer, wenn er als Cabrio die Hüllen fallen lässt und zum vornehmen Sonnenfänger wird. Ein exklusives Parfüm wird es dann allerdings nicht mehr geben. Denn bei offenem Dach ist auch der stärkste Duft nach wenigen Metern verflogen.