Mladá Boleslav. Die tschechische Volkswagen-Tochter überarbeitet den Octavia – und selten war der Ausdruck Facelift so angebracht wie diesmal.

Licht aus, Scheinwerfer an: Da rollt doch ein bekanntes Auto aus dem Dunkeln auf den Betrachter zu – die Vorgänger-Generation der Mercedes E-Klasse. Unverkennbar am eckigen Vieraugengesicht. Nur – LED-Scheinwerfer hatte der Benz doch gar nicht?

Licht an, Scheinwerfer aus: Hier steht der frisch geliftete Skoda Octavia. Und der zeigt nun den markanten Augenaufschlag, den die Stuttgarter nach nur einer Generation wieder verworfen haben. Jenseits aller Geschmacksfragen lässt sich also zumindest über den Gesichtswechsel bei Skodas Bestseller sagen: Er ist unverwechselbar. „Wir wollten dem Octavia ein starkes Gesicht geben – mit mehr als fünf Millionen verkauften Exemplaren ist er schließlich auch unser stärkstes Auto im Markt“, sagt Skoda-Chef Bernhard Maier bei der Premiere in Wien. Die optionalen LED-Scheinwerfer sind aber schon äußerlich nicht das einzige, was die Tschechen am Octavia überarbeitet haben.

Design-Chef Jozef Kaban erklärt, dass die Seitenlinie nun gerader verläuft, die Räder weiter herausragen. Hinten leuchtet die markentypische c-förmige Leuchtengrafik. So stehe der Wagen breiter und flacher da. An den eigentlichen Abmessungen der Bleche hat sich beim Facelift aber natürlich kostenbedingt nichts geändert.

Mittels einer Skoda-App lässt sich der aktuelle Parkplatz zeigen

Dafür ist der Octavia aber nun auch innen deutlich wertiger und rundum auf dem aktuellen Konzernstandard dieser Klasse, wie ihn die Schwestermarken VW, Audi und Seat vorgeben. Das bedeutet: Mehr Assistenzsysteme, ein aufgepepptes Infotainment, größere Bildschirme. Nur Virtual Cockpit bleibt auch nach dem Facelift vorerst den edleren Brüdern aus Wolfsburg und Ingolstadt vorbehalten. Dafür bietet der Octavia weiterhin mehr Platz als der Golf oder der A3.

Gerade gegenüber Konkurrenten aus Asien oder Frankreich soll der Tscheche ja von jeher genau damit punkten. Bei der Limousine passen in den sehr gut zugänglichen Kofferraum 590 Liter, im Combi sind es noch mal 20 Liter mehr – jetzt auch mit elektrischer Heckklappe zu öffnen. Dazu kommen praktische Extras des Familienautos wie der Anhängerassistent, der beim Rückwärtsfahren das komplexe Rangieren übernimmt. Der Heckradar unterstützt den neuen Totwinkel-Warner, der beim Spurwechsel oder Ausparken den kreuzenden Verkehr hinter dem Auto scannt, und weitere Assistenten wie Einparkhilfe und Frontwarner sind technisch aufgebessert ins neue Modelljahr gestartet.

Mehr Sicherheit und Service für alle Versionen (außer Erdgas) bietet die Notruffunktion, die Hilfe bei einer Panne oder einem Unfall bestellt. Mittels einer Skoda-App lässt sich zudem der Status des Autos und der aktuelle Parkplatz zeigen. Services, bei denen der Hersteller inzwischen mit Zubehör-Anbietern konkurriert, die per App und OBD-Stecker Ähnliches bieten.

Kofferraumbeleuchtung lässt sich herausnehmen

Von den Premium-Marken haben sich die Skoda-Macher aber bei der Überarbeitung des Innenraums inspirieren lassen: Bessere Kunststoffe, mehr Farbe und Lichtambiente werten den Innenraum auf. Auch das Infotainmentsystem hat nun den aus dem Golf bekannten bis zu 9,2 Zoll großen Bildschirm. Android-Auto, Apple-Carplay und Mirror-Link beherrscht der Octavia nun ebenfalls, bietet zudem induktives
Laden und integriert Google-Dienste.

Herausnehmbare Kofferraumbeleuchtung oder ein Flaschenhalter im Mitteltunnel, der sich mit PET-Flaschen verzahnt und das Öffnen mit einer Hand möglich macht – das sind typisch clevere Skoda-Goodies. Fünf Benzin- und vier Dieselmotoren mit ein bis zwei Litern Hubraum gibt es – eine große Auswahl, die den Tschechen von anderen Konkurrenten der Preiswert-Fraktion unterscheidet. Neu in der Palette ist der 1,0-Liter-Turbobenziner (63 kW/84 PS), der den bisher angebotenen 1,2-Liter-Turbo ersetzt. 230 PS sind im Octavia das Höchste der Gefühle – Skoda-Chef Maier verspricht aber bald noch mehr Bumms unterm Blech.

Für fast alle Motoren gibt es neben der Handschaltung auch ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs oder sieben Gängen. 1,8-Liter-TSI und Zweiliter-TDI sind auch mit Allradantrieb zu haben. Nun gibt es zudem auch im Octavia drei Fahrmodi (Comfort, Normal und Sport), die ans Fahrwerk gekoppelt sind.

Ab 17 450 Euro (bisher 17 190) ist der Wagen bereits zu kaufen, die Kombi-Varianten kosten moderate 700 Euro mehr. Wer aber voll in die ellenlange Zubehörliste greift, der macht beim Octavia inzwischen ebenfalls die Erfahrung, die auch einen Hauch Premium in den Skoda bringt: Mit allen Wünschen aus der üppigen Aufpreisliste lässt sich der Octavia in die Nähe der 50 000-Euro-Schwelle hieven. spx