Braunschweig. Mit dem Golf GTI begann 1976 der Boom der sportlichen Kleinen, und längst fahren auch Audi A1 und BMW 1er mit über 200 PS.

Es ist 40 Jahre her, dass der brave VW Golf plötzlich wild wurde und dicke Limousinen ärgerte und überholte. Was war geschehen? Das ganz normal wirkende Wolfsburger Kompaktmodell Golf hatte sich 1976 in ein Sportgerät verwandelt, nur kenntlich durch das Kürzel GTI an Front und Heck. Mit einem 110 PS starken Motor im Bug, aber sehr leicht, sehr spritzig und versehen mit einem straffen Sportfahrwerk.

Volkswagen hatte damit nicht nur einen grandiosen Bestseller geschaffen (den der Vorstand zunächst gar nicht genehmigen wollte), sondern gleichzeitig eine völlig neue Fahrzeugkategorie erfunden. Nämlich die der sportlichen Kompakt-Limousinen. Alle anderen Konzerne haben nachgezogen.

Trend? Klein und kraftvoll

Inzwischen ist der Golf GTI wie ein Champion in diesem Segment, aber längst nicht mehr der Alleinherrscher. Es gehört bei allen Marken seit vielen Jahren zum guten Ton, ihre Kompaktmodelle und sogar die Kleinwagen mit Leistungspaketen aufzurüsten, die einst nur echten Sportwagen vorbehalten waren.

Klar: Es gibt niemals nur eine einzige Geschmacksrichtung in der Automobilwelt, sondern mehrere. Wir bestaunen beispielsweise heute den erstaunlichen Hang zu klotzigen SUV-Modellen. Aber es hat sich ebenso der gegenteilige Trend verfestigt, nämlich lieber kleinere Autos zu wählen – dann aber mit allem Schnack und möglichst potent. 200 PS (und mehr) sind dabei keine Ausnahmen, sondern eher die Norm. Der Audi S1 hat sogar knapp 260 PS.

Gerade habe ich wieder zwei Vertreter dieser wilden Sorte bewegt. Und zwar den Audi A1 1.8 TFSI (der Motor sitzt auch im Polo GTI) und den BMW 125i. Beide sind zwar nicht direkt miteinander zu vergleichen (weil der Einser ja Golf-Format hat), aber sie weisen in die gleiche Richtung: klein und kraftvoll. Der Audi hat Frontantrieb (wahlweise auch Quattro), der BMW fährt mit Heckantrieb.

Die beiden bayerischen Premium-Marken sind erst relativ spät in das Segment der Auto-Zwerge eingestiegen. Der Münchner 1er hatte 2004 seine Premiere, der A1 aus Ingolstadt folgte 2010.

Inzwischen haben beide schon ein Facelifting hinter sich und bieten in dieser Winzlings-Kategorie hochgerüstete, sportliche Prachtburschen an, die selbst auf Rennstrecken Fahrspaß bereiten und gleichzeitig auch im Alltagsverkehr zivilisiert Richtung Büro rollen können. Irre temperamentvoll sind sie (auch mit Sieben- und Achtgang-Automatik zu haben), sie überzeugen durch Top-Fahrwerke, hochwertige Verarbeitung und erstklassige Ausstattung (auch was Assistenz-Systeme betrifft). Es sind Hightech-Mobile, denen man die Potenz nicht ansieht. Gerade dieser Understatement-Charakter ist heute „in“; denn trotz der politisch angeheizten Elektrowagen-Euphorie bleiben Leistung und Luxus gefragt.

Neuheiten von Audi und BMW

Der Audi A1 und der Einser-BMW sind in ihrer jetzigen Form noch bis 2019 aktuell. Erst dann kommen Nachfolger. Da sind wir schon beim Thema Zukunft. Was kommt überhaupt neu? Bei Audi sind im Jahr 2018 der Q3, Q6, Q8, der A6 sowie der A3 zu erwarten. Neben diversen Hybrid-Versionen werden auch (wie z. B. im Q6 und Q7) „Stromer“ mit 600 Kilometern Reichweite verfügbar sein.

Bei BMW ist gerade der Fünfer frisch auf dem Markt (bald auch als Touring). Der X3 ist startklar (2017). Der neue Dreier wird 2018 fertig, ebenso der riesige SUV-X7 und vielleicht auch das Achter-Coupé (mit V8-Motor). Natürlich will BMW die durch i3 und i9 erkämpfte Führungsrolle im Rudel der Elektromobile behaupten.