Wolfsburg. Für die seit Sommer 2023 abrupt geschlossenen Stadtteilbibliotheken stellt die Stadt die Politiker vor die Wahl. Ein Ortsrat will beides.
Hauptamtlich oder ehrenamtlich – vor diese Wahl stellt die Stadt Wolfsburg die Politiker, was eine personelle Lösung zur Wiedereröffnung der Stadtteilbibliotheken betrifft. Doch der Ortsrat Fallersleben/Sülfeld, der als erster über den Vorschlag der Verwaltung beraten hat, will da nicht so ganz mitmachen. Für die Bücherei in der Verwaltungsstelle fordert er stattdessen eine Kombi-Lösung, um auf Nummer sicher zu gehen.
Im Ortsrat herrschte vorige Woche große Einigkeit, als es um das brisante Thema ging. Die kommissarische Stadtbibliothek-Leiterin Lorena Ruschlau präsentierte den Verwaltungsvorschlag zum Optionsmodell, das die Stadt kürzlich vorgestellt hatte, um die von extremer Personalnot geplagten Stadtteilbüchereien dieses Jahr entgegen bisheriger dauerhafter Schließungspläne wieder öffnen zu können.
Vier Ortsräte entscheiden über Wolfsburger Stadtteilbüchereien
Danach hatte Fallersleben/Sülfeld als einer von vier betroffenen Ortsräten – neben Detmerode, Nordstadt und Vorsfelde – die Wahl: Modell A sieht den Betrieb mit hauptamtlichem Personal der Stadtbibliothek für vier Stunden pro Woche vor. Dabei übernehmen die Bibliotheksmitarbeitenden die Ausleihe der Medien sowie die notwendigen Hintergrundarbeiten. Bei Modell B würde der Betrieb mit Ehrenamtlichen innerhalb des Bibliotheksnetzes erfolgen. Die Betreuung der Öffnungszeiten der Stadtteilbibliotheken würde ausschließlich von Ehrenamtlichen gewährleistet, die von einer zusätzlichen Fachkraft aus der Bibliothek qualifiziert und koordiniert würden. Auch der Medienerwerb würde durch hauptamtliches Büchereipersonal geleistet.
„Schnell kristallisierte sich in der Diskussion die Variante B, also die ehrenamtliche Begleitung, als Entscheidungsvorschlag heraus“, gab Ortsbürgermeister André Schlichting am Freitag in einer Pressemitteilung bekannt. Jedoch habe sich ein Änderungsantrag ergeben: Der Ortsrat wolle nicht, dass die Betreuung der Bücherei-Öffnungszeiten „ausschließlich“ von Ehrenamtlichen gewährleistet werde, sondern „auch“. Nach seinen Angaben wurde der Antrag einstimmig bei mehreren Enthaltungen beschlossen, für die entsprechend geänderte Vorlage sei dann geschlossen mit Ja gestimmt worden.
Ehrenamtliche sollen Stadtteilbibliothek Fallersleben betreiben
De facto will der Ortsrat Fallersleben/Sülfeld also ein in der Vorlage so nicht vorgesehenes Misch-Modell, damit die Bücherei-Öffnungszeiten nicht ausschließlich auf den Schultern von Ehrenamtlichen lasten. Auf Nachfrage sagte der Ortsbürgermeister dazu, dass es lediglich darum gehe, dass „die Stadt mit Hauptamtlichen einspringen kann, wenn mal nicht genügend Ehrenamtliche zur Verfügung stehen“. Aber ob das so funktioniert? Denn der Personalmangel der Stadt ist ja gerade der Auslöser für die schwierige Gemengelage.
Grundsätzlich habe sich der Ortsrat schon für das Konzept mit Ehrenamtlichen entschieden, betonte Schlichting. Denn nach Angaben der Bibliotheksleiterin habe sich auf eine Bücherei-Stellenausschreibung bisher lediglich eine Person gemeldet. „Das reicht ja nicht aus“, sagte er – nämlich dann, wenn alle Stadtteilbüchereien mit hauptamtlichem Personal öffnen wollten. „Daher setzen wir auf das Ehrenamtsmodell.“
Für den Ortsbürgermeister ist klar: „Jetzt liegt es an der Bevölkerung.“ Er ruft alle Interessierten dazu auf, sich einzubringen, damit die erst vor wenigen Jahren umfassend modernisierte Stadtteilbücherei im Obergeschoss der Verwaltungsstelle am Hofekamp wieder regelmäßig öffnen kann. In einer Mail an einen größeren Verteiler hat er einen von der Stadt erarbeiteten Fragebogen verschickt. Damit können sich Bürger melden, um ihr Interesse an einer ehrenamtlichen Unterstützung der Bibliothek kundzutun.
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