Braunschweig. Immer mehr Kinder und Jugendliche in Braunschweig werden gewalttätig. Ein 15-Jähriger ist von fünf Jugendlichen angegriffen worden.

Laut Bundeskriminalamt wurde im vergangenen Jahr deutschlandweit gegen 12.377 tatverdächtige Kinder und 30.244 Jugendliche im Bereich der Gewaltkriminalität ermittelt. In Braunschweig sind Taten wie Körperverletzungen, versuchte Körperverletzung und Totschlag – ausgeübt von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren –, in den vergangenen Jahren gestiegen. „Der Anstieg ist ein Spiegelbild für eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft“, meint Thomas Bodendiek, Inspektionsleiter der Polizeiinspektion Braunschweig. „Normen, Regeln und Tugenden, die früher beachtet und für wichtig erachtet wurden, rücken zunehmend in den Hintergrund. Dies äußert sich nicht nur in respektlosem und abwertendem Verhalten, sondern eben auch in Form körperlicher Gewalt“, sagt er weiter.

Braunschweig: 2023 mehr Tatverdächtige zwischen 14 und 18 Jahren

Im vergangenen Jahr wurden in Braunschweig 345 (2022: 301, 2021: 281) solcher Taten verzeichnet. Die Tatverdächtigen befanden sich bei 152 Taten im Alter zwischen 18 und 21, bei 193 Taten im Alter von 14 bis 18 Jahren. Auffällig hier die enorm gestiegenen Tatverdächtigen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren – 2022 lagen sie noch bei 135 und 2021 bei 147.

Der 15-jährige Max Weber* wird mitten in Braunschweig von fünf Jugendlichen angegriffen

Es ist ein früher Dienstagnachmittag im April. Max Weber* hat kurz nach 13 Uhr Schulschluss. Er besucht das Wilhelm-Gymnasium in der Leonhardstraße in Braunschweig. Keine zehn Gehminuten entfernt befinden sich die Schlossarkaden. Dort möchte er sich nach dem anstrengenden Schultag etwas zum Mittagessen kaufen, bevor er zu Fuß zum Braunschweiger Hauptbahnhof weiterlaufen will, um mit dem Zug in sein Zuhause im Landkreis Wolfenbüttel zu fahren. Gegen 14.20 Uhr verlässt er das Schloss und schlendert den Magnitorwall entlang. Zwanzig Minuten benötigt Max normalerweise bis zum Bahnhof.

Er macht einen kurzen Abstecher durch den Museumspark. Auf halber Höhe des Parks kommen ihm fünf Jugendliche entgegen. Einer fragt Max: „Willst du Stress?“. Max verneint dies. Kaum hatte er das Wort ausgesprochen, wurde ihm schon schwarz vor Augen. Einer der fünf jungen Männer hatte ihm mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Max fällt zu Boden. Die fünf Jugendlichen flüchten.

Braunschweiger Schüler muss in die Notaufnahme

Der 15-Jährige ruft noch am Boden liegend bei seinen Eltern zu Hause an. Aufgrund des Brandes am Schöppenstedter Turm ist es den Eltern jedoch nicht möglich, schnell zu ihm zu gelangen. Sie raten ihrem Sohn, die Polizei zu rufen. Max wählt die 110. Der Streifenwagen ist schnell bei ihm. Aufgrund seiner Augenverletzung durch die enorme Gewalteinwirkung rufen die Beamten einen Rettungswagen für Max. „Die Ärztin in der Notaufnahme war erschrocken über diesen Vorfall“, berichtet uns die Mutter von Max. Sie ist noch immer geschockt über die rohe Gewalt. Auch nach Tagen ist sein Auge noch lila und komplett zugeschwollen. Am Folgetag erstattet die Familie Anzeige in der Polizeistation in der Münzstraße.

Das rät die Polizei in Braunschweig

Die Polizei in Braunschweig bestätigt den Tathergang. Max werde in den kommenden Tagen noch einmal zu dem Sachverhalt befragt. Anschließend werde es gegebenenfalls zu Ermittlungen und einem Zeugenaufruf kommen. Die Braunschweiger Polizei teilt mit, dass es an dem Tag keine ähnlichen Fälle in der Stadt gegeben habe.

„Opfer von Gewalt brauchen Ansprechpartner, denen sie sich anvertrauen können. Leider haben Kinder und Jugendliche diese oft nicht – vor allem nicht im Erwachsenbereich. Es gibt Beratungs- und Hilfeeinrichtungen, die kontaktiert oder aufgesucht werden können – auch anonym. Weiterhin gibt es auch telefonische Hilfe bei der Nummer gegen Kummer: 116111. Hilfe holen ist kein Petzen! Im Akutfall sollte der Notruf 110 gewählt werden“, rät der Pressesprecher der Braunschweiger Polizei.

* Die Eltern des 15-Jährigen baten um Anonymisierung.

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