Braunschweig. Schüler berichten von einer Achterbahn der Gefühle. An mancher Schule lagen die Nerven blank. Nun gibt es eine Online-Petition.

„Erst war ich wütend, aber jetzt bin ich ganz zufrieden, weil mir die neue Prüfungsaufgabe gut lag“, so fasste Elisa vom Gymnasium Kleine Burg in Braunschweig am Donnerstag die Achterbahn der Gefühle zusammen, kurz nachdem sie ihre Abiturprüfung in Politik geschrieben hatte. Landesweit hatte die Prüfung mit einem Fehlstart begonnen: Da an einer Goslarer Schule die Abituraufgaben aus einem Tresor geklaut worden waren, mussten den Schülern innerhalb kürzester Zeit neue Aufgaben gestellt werden.

„Zum Glück hatten wir noch nicht angefangen zu schreiben“, sagt Elisa (18). Das war an anderen Schulen anders: Stadtschülersprecher Atakan Koçtürk berichtet von Schulen, an denen die Abiturienten bereits eine Stunde lang über ihren Klausuren gebrütet hatten, bevor die Nachricht zu ihnen durchsickerte. „Die Kommunikation von Seiten des Kultusministeriums war nicht gut“, kritisiert er. Zudem sei den Schülern an einigen Schulen nicht das Angebot unterbreitet worden, die Klausur statt am Donnerstag erst am 8. Mai zu schreiben.

Online wurde gegen Mittag eine Petition ins Leben gerufen, die bereits mehr als 9.300 Menschen unterzeichnet haben: Gefordert wird darin „mindestens einen Punkt mehr für alle in Niedersachsen, weil die Abiturprüfung verzögert startete“. Das sei „eine große psychische Belastung“ bei dem ohnehin hohen Leistungsdruck gewesen, heißt es zur Begründung.

An der IGS Franzsches Feld in Braunschweig waren die Aufgaben am Donnerstagmorgen bereits ausgeteilt worden, als die Nachricht wie eine Bombe einschlug. „Wir wollten gerade loslegen, als der Direktor kam und uns mitteilte, dass wir nicht schreiben können“, berichtet Abiturient Jasper: „Er erzählte uns von dem Einbruch. Wir waren geschockt, empört, verunsichert. Das war schon eine sehr verrückte Situation.“

Hängepartie an den Schulen von fast zwei Stunden sorgte für Verunsicherung

Es folgte eine fast zweistündige Hängepartie an den Schulen. Die Hintergründe für den verzögerten Start seien bei ihnen erst nach und nach bekannt geworden, erzählt Mathilde, Schülerin der Gaußschule in Braunschweig: „Erst um kurz nach 10 Uhr ging es dann weiter. Wir hatten da schon angenommen, dass die Klausuren an diesem Tag gar nicht mehr geschrieben werden. Mir fiel es danach erstmal schwer, mich wieder zu konzentrieren. Das war schon ärgerlich.“ Die Nervosität unter den Abiturienten sei groß gewesen: „Unsere Schulleitung hat uns Mut zugesprochen und uns angeboten, Essen zu organisieren. Das war sehr lieb.“

„Für die Schüler und Schülerinnen war das eine sehr schwierige Situation. Wir wussten ja alle lange nicht, wie es weitergeht“, sagt Marc-André Jäger, Politiklehrer an der Kleinen Burg. Und: Wären die ersten Klausurenaufgaben für seine Schüler besser gewesen oder die Ersatzaufgaben? Er lächelt und antwortet diplomatisch: „Sie hätten die ursprünglichen Aufgaben bewältigen können – so, wie sie auch die Ersatzaufgaben bewältigen werden.“

Stadtschülersprecher Koçtürk hätte es besser gefunden, wenn die Klausur an diesem Tag komplett abgesagt worden wäre. Schüler Jasper sieht das anders. Er sagte am Nachmittag: „Ich bin froh, dass wir sie geschrieben haben. Jetzt haben wir sie hinter uns.“

Mehr wichtige Nachrichten aus Braunschweig lesen:

Täglich wissen, was in Braunschweig passiert: