Braunschweig. BS-Energy und die Flughafengesellschaft wollen gemeinsam die Kraft der Sonne nutzen. Ein Bauantrag wird vorbereitet.

Der Forschungsflughafen Braunschweig-Wolfsburg soll eine riesige Solaranlage erhalten. Solarmodule sollen nicht nur auf den Dächern der Gebäude angebracht werden. Geplant ist auch, dass eine sogenannte Freiflächen-Anlage entsteht. Riesige Grünflächen des Flughafens könnten mit Solarmodulen überbaut werden.

Der erste Schritt ist bereits erfolgt. Die Flughafengesellschaft hat das Dach des Feuerwehrgebäudes an die Energiegenossenschaft Braunschweiger Land vermietet. Die PV-Anlage auf dem Dach der Feuerwehrfahrzeughalle soll bis zum Sommer des nächsten Jahres in Betrieb genommen werden und Solarstrom erzeugen. Wie es seitens der Flughafengesellschaft hieß, sei gegenwärtig geplant, die Dächer von insgesamt drei Gebäuden mit Solaranlagen zu versehen.

Der erzeugte Solarstrom wird allerdings verschwindend gering sein gegenüber dem Vorhaben, auch eine Freiflächen-Solaranlage auf dem Flughafengelände zu errichten. Technischer Unterschied: Auf Freiflächen dürfen Module bis zu drei Quadratmetern Fläche verbaut werden. An und auf Gebäuden liegt die Maximalgröße bei zwei Quadratmetern. Die Idee hat mittlerweile Konjunktur. Als Vorbild gilt der Airport Weetze am Niederrhein, wo bereits seit Ende des Jahres 2018 rund 75.000 Module Solarstrom erzeugen. Im vergangenen Jahr sind auch am Flughafen Hannover-Langenhagen die Vorbereitungen angelaufen, auf dem Gelände dort einen Solarpark anzulegen.

Riesige Flächen sollen Solarmodule erhalten

Freiflächen-PV auf dem Flughafen-Gelände wäre der Einstieg in ein Segment der Energiewende, das in Braunschweig extremen Nachholbedarf hat. Denn laut dem integriertem Stadtentwicklungskonzept 2.0 soll Solarstrom mit rund 600 Megawatt installierter Leistung auf Dächern, Balkonen oder über Parkplätzen erzeugt werden, wenn Braunschweig seine Klimaziele erreichen will. Weitere 200 Megawatt sollen jedoch von Freiflächen kommen. Die Stadtverwaltung hat errechnet, dass es dabei um eine Fläche von „mindestens 200 Hektar“ geht. Zum Vergleich: Das geplante Baugebiet Rautheim soll eine Größe von 33 Hektar haben.

Vorzuweisen hat Braunschweig im Segment Freiflächen-PV allerdings noch nichts. Eine erste, allerdings privat erstellte Potenzial-Analyse ergab jedoch: Etwa 285 Hektar könnten sich im Stadtgebiet eignen. Aus ersten Plänen, bei Leiferde auf rund 50 Hektar Solarmodule aufzustellen, wurde nichts. Zunächst schienen die Ackerflächen zu wertvoll. Ende 2022 sorgte ein Feldhamster-Vorkommen dafür, dass die Solarpläneabgelehnt wurden. Die Stadtverwaltung selbst hält es für möglich, dass auf der Deponie Watenbüttel und auf einem benachbarten Acker Solarstrom erzeugt werden könnte.

Stadt unterstützt Planung von Solarparks

Der Forschungsflughafen spielte bislang keine Rolle in den Plänen. Das soll sich nun ändern. Die Vorbereitungen sind angelaufen. Wie BS-Energy mitteilt, habe die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH mit BS Energy eine „Absichtserklärung zur Projektierung von PV-Freiflächen-Anlagen“ unterzeichnet. Hintergrund hier, so hieß es auf Nachfrage: Für die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen sei eine Bauleitplanung erforderlich, bestehend aus einer Änderung des Flächennutzungsplans sowie der Aufstellung eines Bebauungsplans. Doch klappe alles wie erhofft, soll im nächsten Sommer ein Bauantrag bei der Stadtverwaltung eingereicht werden.

Wobei die Stadtverwaltung selbst gerade Planungshilfen erstellt hat, damit Bauanträge für Freiflächen-Anlagen positiv beschieden werden können. Ein Ermessensspielraum besteht zwar, doch Naturschutz-Belange müssen ebenso berücksichtigt werden wie die Versickerungsfähigkeit des Bodens. Die Güte des Bodens spielt hingegen keine überragende Rolle mehr. In den Planungshilfen heißt es: „Intensiv bewirtschaftete Ackerflächen stellen die einzige Form der Erzeugung erneuerbarer Energien dar, die bei entsprechender Planung und Pflege eine Positivwirkung für frei lebende Tier- und Pflanzenarten entwickeln kann.“

Flugsicherheit muss berücksichtigt werden

Für die Flächen des Forschungsflughafens kommen jedoch noch weitere Vorgaben hinzu, auf die die Pressestelle des Flughafens verweist: Sicherheitsabstände zu Rollbahn sowie Start- und Landebahn müssen eingehalten, Piloten dürfen nicht geblendet und auch die Belange von Rettungskräften sowie der Segelflieger müssten zum Beispiel berücksichtigt werden. „Welche Flächen sich überhaupt eignen könnten, wird ein Gutachten ergeben.“

Volker Lang, Vorstand von BS Energy, meint zu den Optionen: „Wir prüfen unter anderem die Möglichkeit, die gewonnene Solarenergie am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg sowie in weiteren Gebäuden am Standort zu nutzen.“